Huzenbacher See / Baden
Panorama Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Der Huzenbacher See ist ein Karsee. Er liegt 747 m hoch oberhalb der Schwarzwaldgemeinde Baiersbronn. Der entstand während der letzten Eiszeit vor 30.000 bis 25.000 Jahren durch den hohen Druck abschmelzender Eismassen. Ursprünglich hatte der See einen größeren Durchmesser. Vom Berg nachrutschende Gesteinsmassen haben ihn im Laufe der Zeit jedoch immer mehr eingeengt. Der See wird von mehreren Quellen an den Berghängen und in direkter Nähe des Ufers gespeist. Der wasserreiche Ausfluss grub eine tiefe Schlucht in das lockere Gestein des von dem abschmelzenden Gletscher aufgehäuften Damm. Hierdurch senkte sich sein Wasserspiegel ständig bis hin zu einem kleinen Moorsee, den Wasserpflanzen zusehends zuwucherten.
Schwarzwaldsicht, Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Spätestens seit dem 15. Jahrhundert, als die Holländer und Engländer damit begannen große Flottenverbände gegen Spanien aufzustellen, waren Holzhandel und Flößerei im Schwarzwald ein einträgliches Geschäft. Über Jahrhunderte galt die waldreiche Region als der wichtigste Holzlieferant der Niederlande. Die Tannen- und Fichtenstämme der meisten Flöße, die den Rhein hinab trieben, waren im Schwarzwald geschlagen worden.
Erste Flößerzünfte entstanden im Schwarzwald ab 1527 - die Vereinigung der Murgschiffer und die Schifferschaften im Kinzigtal. Noch 1827 schrieb Wilhelm Hauff: „Sie handeln mit ihrem Wald, Sie fällen und behauen ihre Tannen, flößen sie durch die Nagold in den Neckar und von dem oberen Neckar den Rhein hinab bis weit hinein nach Holland, und am Meer kennt man die Schwarzwälder und ihre langen Flöße; sie halten an jeder Stadt, die am Strom liegt, an und erwarten stolz, ob man ihnen Balken und Bretter abkaufen werde. Ihre stärksten und längsten Balken aber verhandeln sie um schweres Geld an die holländischen Mynheers, welche Schiffe daraus bauen“.
Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert nutzten die Murgschiffer den Huzenbacher See als Wasserreservoir, um für den Taltransport der Stämme eine künstliche Hochwasserwelle erzeugen zu können (Schwallung).
Während des Sommers 1895 errichtete die Forstverwaltung ein künstliches Stauwehr, um den Wasserstand des Sees besser regulieren zu können. Hierdurch wurde der Seespiegel um ein bis zwei Meter, auf etwa 7,50 m über Grund, angehoben. Beim Ansteigen des Wasserspiegels löste sich das frühere Verlandungsgebiet des Sees vom Grund und schwamm als ringförmige Insel auf. Die heutige schwimmende Rasenfläche besteht aus einem dichten Geflecht aus Wurzeln, Wassermoosen und jungen Stämmen. Auf ihm gedeiht ein üppiger Pflanzenwuchs.
Huzenbacher See
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Die große Zahl und eindringliche Art der Sagen weist auf eine große Bedeutung des Huzenbacher Sees im Volksglauben hin. Bevor der See als Rückhaltebecken für die Flößerei genutzt wurde erkannte man in dem Kar einen Eingang in die unterseeische Welt der See- und Wassergeister.
Uferquellen am Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Sagen über den Hutzenbacher See
Die Seeweiblein verspäten sich
Ein Pfarrer aus Simmersfeld ließ sich 1823 auf einer Wanderung von dem einundachtzigjährigen Schmieder Jakob, wohnhaft in der Leinmiß über der Zwickgabel (Schönmünzachtal) folgendes erzählen:
Huzenbacher See
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Nach Huzenbach ist öfters ein Seemännlein und –weiblein aus dem Huzenbacher See zu besuch gekommen, so dass man ihre Erscheinung allmählich ganz gewöhnt war. Zwei Töchter dieses Ehepaars hatten nun einmal Lust, an einer Hochzeit in Schwarzenberg Teilzunehmen und erhielten dazu die Erlaubnis. Die Burschen verliebten sich in sie und hielten sie gegen ihren Willen bis über Mitternacht auf. Als sie die Burschen heimbegleiteten, waren sie sehr ängstlich. Gerade gingen sie hinter dem Silberbuckel die Schlucht hinauf, da sagte die ältere Schwester zur jüngeren: „Hörst du die Eltern zanken?“ „Ach wohl höre ich’s“, war die Antwort. Die begleitenden Burschen aber konnten durchaus nichts vernehmen.
Wenige Schritte vom See nahm man herzlich Abschied, die Burschen baten die Jungfrauen sehr darum, sie möchten bald wiederkommen. Doch die Mädchen seufzten und sagten nur: „Wartet einige Zeit am See! Bleibt das Wasser ruhig, werden wir wiederkommen; doch wenn es sich mit Blut färbt, wisst, dass es uns schlimm ergangen ist.“
Der eine der Burschen blieb, der andere entfernte sich wehen Herzens. Da, nach längerer Zeit wurde das Wasser unruhig und wallte rot über. Voller Schrecken verließ nun auch dieser Bursch den See und erzählte das traurige seinem Kameraden. Lange Jahre blieben beide ganz verstört und einsilbig.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Hebammendienste bei dem Seeweiblein
Das Seemännle holte einst eine Hebamme aus Huzenbach, damit sie seiner Frau bei ihrer Niederkunft beistünde. Als sie zum See kamen schlug das Männle mit der Rute hinein; das Wasser Teilte sich, und eine Treppe erschien, auf der sie ganz trocken hinabsteigen konnten. Drunten lag das kreißende Seeweible in einem schönen Gemach, und es wurde mit Hilfe der Hebamme glücklich entbunden. Das Seemännle fragte, was es schuldig sei, doch die Hebamme wollte nichts nehmen. Daraufhin wurde sie von dem Männle ganz mit Stroh umflochten und ließ das ruhig geschehen. Als Sie aber droben war, machte sie alles wieder los und warf es fort. Nur ein einziger Halm blieb an ihr hängen und der war in schweres Gold verwandelt, als sie heimkam. Nun hat sie eilends nach dem übrigen Stroh gesucht, aber vergebens.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Uferquellen am Huzenbacher See
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Die Magd als Gevatterin
Eine Bäuerin aus Huzenbach war einstmals mit ihrer Magd auf dem Feld und arbeitete. Da erblickte sie ganz nah eine große Krott (Kröte) und sagte zur Magd: „Schlag doch die wüste Krott tot!“ Die Magd aber erwiderte: „Nein das tu ich nicht; bei der steh ich wohl noch einmal Gevatter.“ - Und richtig, es dauerte nicht lange, da wurde die Magd abgeholt, um Gevatter zu stehen, wie sie es bei der Krott versprochen hatte. Sie ging auch mit, und man sagte, sie sei in den See geführt worden und sei dort zu Gevatter gestanden. Danach sagte das Seeweible zu ihr: „Nimm diesen Gürtel mit und bind ihn deiner Herrin um den Leib! Dir aber schenk ich dieses Büschel Stroh.“ Die Magd nahm beides und ging fort, band aber unterwegs den Gürtel, um zu sehen, wie er sich ausnehme, um einen Baum. Da wurde augenblicklich der Baum in tausend Stücke zerrissen. Diese Strafe hätte also ihre Herrin treffen sollen, weil sie die Krott, die nichts anderes als das Seeweible war, hatte töten wollen. Das Büschel Stroh aber hatte die Magd weggeworfen. Nur einige Halme waren ihr am Kleid hängen geblieben und waren reines Gold, als sie daheim ankam.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Der gedeckte Tisch auf dem See
Ein alter Mann aus „Schönmünznach“ (Schönmünzach) namens Bernet schnitt in seiner Jugend einmal Weiden am Huzenbacher See. Es war gerade ein schöner Tag, und die Sonne hat so hell und lieblich geschienen, da sah er plötzlich einen Tisch aus dem See heraufsteigen, der war halbrund und hatte drei Füße und stand ganz ruhig auf dem Wasser wie auf festem Boden. Nachdem er lange den Tisch betrachtet hatte, schnitt er noch einige Weiden ab, und als er aufsah, bemerkte er ganz deutlich, dass ein purpurrotes Tuch über den Tisch gedeckt wurde. Nach einigem Staunen ging er wieder an seine Arbeit, musste jedoch bald wieder aufblicken, und da sah er, wie drei glänzende silberne Löffel auf den Tisch gelegt wurden, zwei an die beiden Ecken des Tisches und einer in die Mitte. Da ward es ihm wunderlich zumut, und er sprang auf und davon. Wäre er geblieben, so hätte er wahrscheinlich sein Glück machen und die Seefräulein erlösen können.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Das Seemännle vom Huzenbacher See
Ein Seemännle kam häufig nach Hutzenbach und schaffte in des ‚Friedersbauer“ seinem Haus, fütterte nachts das Vie und hatte im Winter auch gewoben. Weil es aber immer so zerlumpt und zottelig daherkam, dachte der Bauer, er müsse den Seemännle auch einmal eine Freude machen und ließ ihm auf Weihnachten ein neues ‚Häs’, nämlich einen Kittel, eine Weste und eine Hose machen und legte ihm abends den ganzen Anzug auf der Treppe hin. Da nahm das Seemännle zwar das Häs, sagte aber: jetzt sei es ausbezahlt und könne nimmer kommen. Seit der Zeit hat es sich auch in dem Hause nicht wieder blicken lassen.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Ebenso hat der Müller aus Schwarzenberg das Seemännle, das ihm lange Zeit mahlen half, vertrieben, weil er ihm einen neuen Kittel machen ließ. Da weinte das alte graue Männlein und sagte: „Jetzt hab ich meinen Lohn und kann nicht mehr kommen!“ und ist auch nie wiedergekommen.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
Der Wechselbalg
Im Huzenbacher See wohnte ehemals ein böses Weib, die war besonders den Buben gefährlich. Wenn einer in die Nähe kam, so Packte sie ihn auf und trug ihn zum See, wo sie ihn lebendig fraß. Doch sind jetzt die Knaben von der Nixe verschont, seitdem ihr einmal eine böse Geschichte passiert ist.
Uferquellen am Huzenbacher See
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de
Eine Köhlersfrau hatte ein kleines Knäblein in der Wiege daheim und war in den Wald gegangen, um Heidelbeeren zu suchen. Als sie wieder heimkam, hörte sie schon von fern ihr Kind entsetzlich schreien und fand statt ihres Söhnleine einen gräulichen Wechselbalg in der Wiege; der hatte einen wie ein Sester, Augen wie ein Kalb, war aber sonst am ganzen Leib mager und fahl, wälzte sich in seinem Kot und krächzte wie ein Rabe. Die Mutter war in großer Not. Als aber ihr Mann heimkam, so bat sie ihn, den Unhold mit Ruten zu hauen. Das tat er denn auch, während sein Weib vor dem Hause ihr Gebet verrichtete. Da hörte sie auf einmal ihr Söhnlein an dem See weinen, denn ihr Haus stand nahe daran; sie sprang hin und sah ihr rechtes Kind am Ufer liegen. Ihr Mann trug darauf den Wechselbalg an dieselbe Stelle, wo sein Kind am See gelegen hatte. Als die Nixe das sah, fuhr sie auf den Wechselbalg los, zerriss ihn, fraß ihn und verschwand. Der See fing aber schrecklich an zu brausen und zu toben und man glaubt, die Nixe sei von diesem Fraß zersprungen, daher hätten die Kinder jetzt für immer vor ihr Ruhe.
(Künzig, Schwarzwaldsagen, 1930)
© Klaus Kramer, 15.05.06