Die Quellen des heiligen Landelin zu Ettenheimmünster
© Klaus Kramer
Als die Oberrheinebene noch ein große Sumpf war und das Innere des Schwarzwalds gänzlich unbekannt, siedelten die Menschen lediglich in einigen Talausgängen. Zu dieser Zeit kamen die irischschottischen Missionare ins Land um in zähem Vorwärtsdringen, den christlichen Glauben unter den Einheimmischen zu verbreiten. So gelangte im 7. Jahrhundert der irische Mönch Landelin missionierend ins obere Ettenbachtal - früher nach dem keltischen Namen des Bächleins auch Undiztal genannt -, und errichtete sich im Wald eine Klause. Der Einsiedler lebte im Einklang mit der Natur und oft kam das Wild an seine Hütte und fraß dem frommen Mann aus der Hand. Dies verdross den Jäger des Stammesfürsten Gisko, der mit seinen Leuten von der nahen Gisenburg aus die Gegend beherrschte. Weil der Jäger den Eremiten für einen gemeinen Wilddieb hielt, hetzte er seine Hunde auf ihn. Doch als die Hunde sich winselnd vor dem Klausner niederkauerten und ihm kein Leid antaten, da war der Jäger davon überzeugt, dass er einen Zauberer vor sich habe und schlug den Missionar kurzerhand tot. An dem Platz, wo Landelins Blut in den Boden drang, so heißt es, seien fünf heilkräftige Quellen entsprungen: eine am Haupt und je eine an den Händen und Füßen des Heiligen.
Landelins Tod. Die Deckenfresken in St. Landelin stammen von Anton Morath.
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Des Wegs kommende Frauen fanden den Leichnam. Sie knüpften eine Bahre und wollten den Erschlagenen zu ihrem Begräbnisplatz tragen. Eine dieser Frauen war blind und nachdem sie die Leiche berührt hatte und sich mit ihren blutbeschmierten Händen über die Augen strich, wurde sie wieder sehend.
Die Wallfahrtskirche St. Landelin zählt zu den schönsten Barockkirchen am Oberrhein.
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Als der Leichenzug an die Stelle kam, wo sich heute die Pfarrkirche von Münchweier befindet, war den Frauen der Leichnam so schwer geworden, dass sie eine Rast einlegen mussten. Als sie ihren Weg fortsetzen wollten, wog der Tote so schwer, dass sie ihn nicht mehr hochheben konnten. Die Frauen erkannten dies als himmlisches Zeichen und sie begruben den Heiligen an dieser Stelle. Ein schlichter mittelalterlicher Grabstein hinter dem Hochaltar der Münchweier Kirche bezeichnet heute das Grab.
Dem Heiligenkalender nach soll Tod Landelins am 21. September 640, am der Ort der heutigen Wallfahrtskirche in Ettenheimmünster erfolgt sein. Die Vielzahl der Wunder, die sich an dieser Stelle nach seinem Tod ereignet haben soll, lockte viele Pilger an. Mehrere Waldbrüder richteten sich hier ihre Klause ein. Zwischen 700 und 733 wurde die Einsiedelei zu einem Kloster mit einem großen Badhaus für Arm und Reich erweitert. Mit der Säkularisation 1803 wurde das Kloster aufgegeben und einige Jahre später abgerissen. Die 1764 im barocken Stil neuerrichtete Wallfahrtskirche wurde zur Pfarrkirche ernannt. Von Anton Morath geschaffene Deckengemälde stellen das Leben und den Tod des Heiligen dar. Ein aufwändig gestaltetes silbernes Büstenreliquiar Landelins, das zu den bedeutendsten Werken oberrheinischer Goldschmiedekunst zählt, ist im Chorraum zu bewundern.
Der St. Landelinsbrunnen im angebauten Brunnenhaus vor der Kirche.
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Im Brunnenhaus neben dem Eingang der Barockkirche sprudelt noch heute aus vier Brunnenröhren der wundertätige Landelinusbrunnen. Das Wasser soll gegen fiebrige Erkrankungen und bei Augenleiden helfen. Der Brunnen ist heute noch das Ziel von Wallfahrern und Freunden der Landelinuswassers. Gegenüber der Kirche erquickt der Rossbrunnen mit seinem köstlichen Nass aus der Rossbrunnenquelle Mensch und Tier.
Mit Sicherheit reicht die Geschichte der Landelinsquellen bis weit in vorchristliche Zeiten zurück. Man nimmt an, dass sich hier bereits in alter Zeit ein Quellheiligtum befunden habe, das später in die christliche Landelinslegende eingewoben wurde.
Der das ganze Jahr stark schüttende Rossbrunnen gegenüber der Wallfahrtskirche wird von der Rossbrunnenquelle gespeist.
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Das Quellwasser von Ettenheimmünster ist in der weiten Umgebung sehr beliebt.
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Auf den Höhen rund um Ettenheimmünster und im angrenzenden Klosterwald findet man vielerorts Reste alter Befestigungsanlagen aus frühgeschichtlicher Zeit, die dem Tal und den Quellen Schutz boten. Über den so genannten Heidenkeller besagen Eintragungen im Pfarrarchiv Münchweier aus dem 17. Jahrhundert, „dass die Bewohner des Dorfes diesen Ort, den ihre Vorfahren als Fluchtstätte errichtet haben, kannten und in Notzeiten selbst wieder als Fliehburgen aufsuchten“. (Georg Schmidt-Abels, Geheimnisvolle Orte in der Ortenau, Waldkirch 1997, S. 12) Hier soll ein Schatz ruhen, der vom Teufel selbst bewacht würde, und der nur in der Christnacht gehoben werden könne. Unweit des Heidenkellers findet man Reste einer ausgedehnten Befestigungsanlage, deren Bauprinzip auf einen jungsteinzeitlichen Bau schließen lässt. Auch nennt die Sage auf einem der Berggipfel, nahe der vorchristlichen Gisenburg, einen ‚Donners-’ oder ‚Dundersplatz’. Ob sich diese Ortsbezeichnung auf den angeblichen Widerhall einer tief im Berg beschriebenen Höhle bezieht oder auf den heidnischen Kultplatz des germanischen Obergottes Donar verweist, darüber streiten sich die Geister. Gruselgeschichten von Hexen und Teufeln sind auf jeden Fall dazu angetan, gutgläubige Menschen von diesen Plätzen fernzuhalten.
Der sogenannte Heidenkeller im Klosterwald oberhalb von Ettenheimmünster und andere Relikte aus vorchristlicher Zeit sind offensichtlich schutzlos dem Verfall preisgegeben.
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© Klaus Kramer, 1.05.06