RÖHRABRUNN, GROAKAPELLE

Röhrabrunn, Gemeinde Gnadendorf, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich

Marienkapelle im Wald am Südhang des Grünberges bei Röhrabrunn. An der Front der jüngst renovierten Kapelle Mosaikdarstellungen der Schutzmantelmadonna (im Giebel) und der Pestheiligen Rochus und Sebastian sowie die Inschrift: "VOR PEST HUNGER UND KRIEG BESCHÜTZE UNS MARIA" sowie die Jahreszahlen 1902 und 1945. Vor der Kappelle entsprang einst eine Quelle, die seit Jahren versiegt ist. Das Quellbecken ist noch vorhanden.

Straßenkapelle, auf dem Graunberg, sog. Röhrabrunn. Um 1705 stand dort neben einem ausgemauerten Brunnen ein Kreuz, das die Bewohner mit Brettern verschalten und so eine Art Kapelle daraus machten. Ein Bräuer von Asparn, dessen Kind durch den Gebrauch des Wassers gesund wurde, spendete 12 oder 13 Rtlr. zum Bau.
Andachtsgegenstand: a) Kruzifix, b) Nach Maurer-Kolb wäre dort später eine Marienverehrung gewesen.

Röhrabrunn, Gnadendorf, "Groakapelle"  © Harald Hartmann

Röhrabrunn, Gnadendorf, "Groakapelle"
© Harald Hartmann, Oktober 2007

Legende:

Über den Ursprung der Grainkapelle (ca. 1500) wird im Einschreibbuch von Röhrabrunn berichtet, dass ein Hirtenjunge mit seiner Herde am Grainberg geweidet hatte und im Gestrüb ein Bild von der Mutter Gottes gefunden habe, welches er sehr verehrte und öfter besuchte. Auch entdeckte er die Quelle. Bald kamen auch andere Bewohner von Röhrabrunn um hier zu beten. Später wurde dann eine Holzkapelle über der Quelle gebaut. Die sogenannte Grainkapelle: der Maria Grain. Später wurden dann 2 Reihen Bänke aufgestellt. Das Wasser wurde bei Krankheitsfällen unter andächtiger und vertrauensvoller Anrufung der Mutter Gottes da selbst geholt und getrunken. Es sollen auch manche Heilungen erfolgt sein, wodurch der Ruf dieses Ortes sich weit verbreitete. Ein Seifensieder aus Stronsdorf soll hier Heilung in seinen Anliegen erfahren haben und dadurch ein bedeutender Wohltäter der Kapelle wurde.

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Röhrabrunn, Gnadendorf, "Groakapelle"  © Harald Hartmann

Röhrabrunn, Gnadendorf, "Groakapelle"
© Harald Hartmann, Oktober 2007

Die Mutter Gottes am Grainberg wurde auch in der Pestzeit um 1680 von den Ortsbewohnern um Hilfe angerufen, dass zeigen noch die Pestpatrone der Heilige Sebastian und der Heilige Rochus an der Kapelle.( 1947 in Mosaik gelegt) Diese Kapelle war für die Röhrabrunner deswegen von so großer Bedeutung, weil sie im Ort keine Betkapelle hatten und Stronsdorf sehr weit entfernt war, wohin wir ja bis 1783 zur Pfarre gehörten. Da wiederholt Einbrüche in der Kapelle geschahen und die Bewohner von Röhrabrunn ein Kapelle im Orte wünschten um es bei schlechten Wetter leichter zu haben, wurde unter dem damaligen Ortsrichter Mathias Gschwandtner im Jahre 1828 eine kleine Betkapelle in der Mitte von Röhrabrunn gebaut und die bestehende Grainkapelle abgetragen. Die Einrichtung wurde in die neu erbaute Kapelle von Röhrabrunn gebracht. Nach einiger Zeit ließ die Henmayersche Freundschaft den Brunnen neu einfassen und überwölben, so wie er 1883 war, von 4 großen Bäumen umgeben, in einem kleinen Hain. Am 15. August 1885 zu Mariä Himmelfahrt fand der jährliche Rochusbittgang anläßlich der 1866 hier herrschenden Cholera Epidemie statt. Um 16°° wurde von der Kapelle in Röhrabrunn zur Grainkapelle gezogen. Nach der Andacht in die Kirche nach Eichenbrunn. Anfang 1886 wurde die Grainkapelle renoviert. Am Pfingstsonntag denn 13. Juni 1886 wurde die renovierte Mutter Gottes Statue in feierlicher Weise von der Kapelle Röhrabrunn auf den Grainberg übertragen und in der eigens dafür ausgemauerten Nische in der Kapelle zur Verehrung gestellt. Wo die Statue 16 Jahre in der Kapelle blieb. Zur Sicherheit wurde eine starke Eisengitter Tür angebracht. Im Jahre 1902 erfolgte über Anregung und fördernde Unterstützung durch Material und Arbeitskräfte der gänzliche neu Aufbau der Waldkapelle am Grainberg. An Stelle der alten kleinen Grotte wurde eine hohe lichte mit 2 Seitenfenstern und einer Oberlichte mit eiserner Gittertür versehene Kapelle aufgebaut. Das Dach wurde mit verzinkten Blech eingedeckt. Die gesammt Kosten des Aufbaues der Kapelle mit der Marienstatue betrugen 1.140 Kronen. Die neue Marienstatue opferte der Herr Pfarrer Hornich in dankbarer Liebe und Verehrung der Mutter Gottes und auch als Ausdruck seiner Hirtenliebe zur Pfarrgemeinde. Beide Gemeinden haben sich durch Sammlungen und Spenden reichlich beteiligt Es haben auch mehrere ungenannte Spender mit großen Beträgen geholfen. Besonders aber wurde die Herstellung durch die Zahlung des Maurers Leopold Schießer vom Förster in Eichenbrunn Herrn Rudolf Swolensky gefördert und reichlich unterstützt.
(Eisner)

Ein zufälig vorbeikommender Ortsbewohner erzählte: Als er noch ein kleiner Bub gewesen sei, um 1950, habe er mit seinem Großvater öfter hier gerastet. Damals haben sie noch das gut schmeckende Wasser aus der Quelle getrunken. (Hartmann).

Heilbringendes Wasser aus dem Brunnen. Ein krummes Kind wusch sich zweimal den Fuß, der dann gerade wurde. (Gugitz).

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 19.
Recherche vor Ort: H. Hartmann, Oktober 2007
Email-Zusendung: Karl Eisner, Oktober 2008.


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