ZISTERSDORF, MARIA am MOOS

Zistersdorf, Maria am Moos, Niederösterreich

Zistersdorf, Maria Moos, Niederösterreich © Harald Hartmann

Zistersdorf, Maria am Moos, Niederösterreich
© Harald Hartmann, 3. November 2004

Ehemalige Pfarrkirche (bis 1810) Maria am Moos, urkundlich erwähnt 1160, alte Kirche des 14. bis 15. Jahrhunderts 1699 durch neue Kirche ersetzt, da die alte 1621 von ungarischen Rebellen und eine weitere durch die Türken 1683 verbrannt wurde. 1670 wurde die Brunnenkapelle, in die Kirche einbezogen. Die Kirche gehört seit 1285 dem Zisterzienserkloster Zwettl. -

Zistersdorf, Maria Moos, Niederösterreich © Harald Hartmann

Kirche Zistersdorf, Maria am Moos, Niederösterreich; Hauptaltar
© Harald Hartmann, 3. November 2004

Andachtsgegenstand: Vesperbildstatue, hl. Maria mit sieben später (1762) angebrachten Schwertern, Christus nach rechts (Mitte 15. Jahrhundert). Sowohl bei dem Brand von 1621 als bei dem von 1683 blieb die Statue vom Feuer verschont. Diese befand sich früher in der Krypta und kam erst 1753 auf den Hochaltar. -

Legende:

Als 1617 Erasmus Freiherr von Landau durch Sperrung der Wallfahrtskirche Maria am Moos in Zistersdorf seine Untertanen der protestantischen Religion zuführen wollte, zogen die Bewohner von Inzersdorf an der Traisen allein mutig hin und verrichteten ihre Andacht vor der geschlossenen Kirche. Daher haben sie noch jetzt am Mariahimmelfahrtstage dort den Vortritt. Als der Kuruzzenführer Forgatsch Zistersdorf mit Mord und Brand verheerte und selbst vor dem Gotteshaus nicht Halt machte, das er schändete, traf ihn die Strafe Gottes mit schwerer Krankheit. Als man ihn wegtrug, sah er sterbend noch die Erscheinung der hl. Maria im Lichterglanz, auf die er hinwies. An der Stelle der Erscheinung fand man dann die später verehrte Statue. -

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Zistersdorf, Maria Moos, Niederösterreich © Harald Hartmann

Zistersdorf, Maria am Moos, Niederösterreich
Brunnenkapelle
© Harald Hartmann, 3. November 2004

Heilbrunnen, der wahrscheinlich schon vor dem Kirchenbau in einer kleinen Kapelle war und den eigentlichen Anstoß zum Kirchenbau gab. Die Leidenden wuschen sich mit dem Wasser (Mirakelbuch 1664, 1669) und tranken es auch (Mirakelbuch 1669, 1678), meist bei Fieber und Magenschmerzen. Bei der Pest im 17. Jahrhundert besonders aufgesucht. Das Mirakelbuch bringt von der alten Kapelle bis 1670 noch 32 Gebeterhörungen, von da ab in der neuen Kirche bis 1775 nicht weniger als 204 Gebeterhörungen. Die Anlässe dafür sind eingeteilt in Halbtote (4 Fälle), Hauptschmerzen, Schwindel, Apostem (8), verlorene Vernunft (3), Blindheit (16), Taube und Stumme (6), Hals (9), Krumme (12), Blutbrechen und Nasenbluten (8), Abzehrung und Brustkrankheit (6), Magenschmerzen (4), Gedärme- und Gliederreißen (8), Fraisen (17), hitzige Krankheit (16), Fieber (7), Wunden (13), Geburtsnöte (12), Unglück auf Reisen (10), Feuer und Wetter (4) und Krankheiten (41). Ein Fall von Zauberei wird 1671 gemeldet (Mirakelbuch auf S. 71), ein Mann hätte in der Christnacht von Zauberinnen entführt werden sollen, selbst Mariazell half nicht, erst eine Verlobung nach Zistersdorf mit Kerzen, Kruzifix und Votivbild. -

Die älteren Votivbilder sind mit einer einzigen Ausnahme von 1747 verschwunden. Das Mirakelbuch von 1775 meldet noch 63 Votivbilder und zwei silberne Opfertafeln. -

Die Prozessionen stammten wohl meist aus Zistersdorf und Umgebung oder doch aus dem Viertel unter dem Manhartsberg. Wien ist nur mit zwei Fällen vertreten. Die Wallfahrt wird noch heute aus der ganzen Umgebung bis Matzen, Zayntal usw. ganz glänzend besucht. Eine große Prozession kommt seit mehr als 200 Jahren von Schrattenberg am dritten Sonntag nach Ostern, ebenso Herrenbaumgarten. Die Hauptfeste sind am 15. August und 8. September. Hier bestand eine Bruderschaft zu den 7 Schmerzen.

Mirakelbuch: Maria Zisterdorffensis oder Kurzer Bericht von Ursprung... des wunderthätigen Gnadenbilds Maria, der schmertzhaften Mutter Gottes am Moos zu Zistersdorf. Crems 1775. 8°. Auch ein um 1672 gedrucktes Bruderschaftsbüchel soll Gebeterhörungen enthalten.

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 2, S. 222 - 224

Maria Moos in Zistersdorf

Die Wallfahrtskirche Maria Moos ist das älteste Quellenheiligtum in Niederösterreich.
Kuenringer Alberto III errichtete 1160 über einem alten Brunnenheiligtum die Kirche Maria Moos.
Bischof Konrad von Passau ernennt das älteste Quellenheiligtum Österreichs zur Pfarrkirche.
Romanisch erbaut, später gotisiert und mit Barockelementen ausgestattet, ist Maria Moos seit 1811 eine Wallfahrtskirche.

Der Gnadenaltar mit Pieta entsteht um 1500. Die Raumgestaltung ist im Barockstil des späten 18. Jhdts.
Zum Juwel wird das Gotteshaus durch die künstlerische Ausstattung:
Ferdinand Kainz - Seitenaltäre
Paul Troger - Annenaltar und das Bild "Maria Himmelfahrt"
Jakob Schletterer - Hochaltar.

Zistersdorf, Maria Moos, Gnadenkapelle, Niederösterreich © Harald Hartmann

Zistersdorf, Maria am Moos, Niederösterreich
Gnadenaltar
© Harald Hartmann, 3. November 2004

Ursprünglich, so erzählte mir der Pfarrer, bestand die Kirche (die Brunnenkapelle) nur aus dem linken Seitenschiff, in dem auch der Gnadenaltar steht. Vor dem Altar, dort wo die Kerze steht führten 16 Stufen zur Brunnenkapelle hinunter. Heute ist diese nur von außen zugänglich.

Quelle: Harald Hartmann, mündliche Feldforschung vor Ort, 3. November 2004. Auskunftsperson: Pfarrer.


Ergänzungen sind gerne willkommen!