VILLNÖSS, Flitz Quelle

Flitzer Wasser

Auf dem geologischen Horizonte von Froy entspringen in dem nächstöstlichen Parallelgraben, der oberhalb vom Weiler Pardell in das Tal von Funes (Villnöß) mündet, die Flitzer Quellen. Der Zugang ist nicht leicht; man gelangt dorthin entweder von Froy mit einem ortskundigen Führer oder von der Talstraße in 1 ½ Stunden an den Flitzer Höfen vorbei zur Schlucht, wo nahe der Waldgrenze der Ursprung ist, zu dem die gelblich gefärbten Steine im Flitzer Bache als Wegweiser dienen. Eine Anstalt befindet sich dort nicht; das Wasser füllen die Leute aus der Umgebung in Flaschen und gebrauchen es zu Hause zur Kur.

Die Quellen wurden erst 1863 nach einem großen Bergsturze entdeckt und vom Brixner Arzte Dr. Josef Liebl im "Südtiroler Volksblatte" 1864, Nr. 9, und von Heufler in den Verhandlungen der geologischen Reichsanstalt, Wien 1864, Nr. 19, publiziert.

Aus derselben Zeit stammt die erste Analyse des Mag. pharm. Ignaz Peer, Apotheker in Bressanone. Nach derselben war das Wasser klar, von hellgelber bis orangegelber Farbe, hatte bei 17.5° G ein spezifisches Gewicht von 1.264, tintenhaften, zusammenziehenden Geschmack. Die qualitative Untersuchung ergab:

Schwefelsaures Kupferoxyd - sehr wenig;
Schwefelsaures Eisenoxvdul - sehr bedeutend;
Schwefelsaures Eiscnoxvd - wenig;
Schwefelsaure Tonerde - sehr bedeutend;
Schwefelsaure Kalkerde - nicht sehr viel;
Schwefelsaure Bitterde - bedeutend.

Außerdem freie Schwefelsäure und noch eine Spur von Salzsäure, vielleicht an Natron gebunden.

Quantitativ wurde bestimmt:
Schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol) mit 0.504% und schwefelsaure Bittererde (Bittersalz) mit 0.60 bis 0.666%. Das Wasser ist demnach eine starke Eisenvitriolquelle.

Dr. Liebl stellte folgende Indikationen auf: Innerlich . nur verdünnt zu gebrauchen, l bis 4 Eßlöffel täglich nach der Mahlzeit bei Anämie, Chlorose, Skrophulose, Hysterie, Magenschwäche und Rekonvaleszenz. Äußerlich als" Blutstillungsmittel bei Fuß- und anderen leicht blutenden Geschwüren, als Mundwasser bei chronischen Geschwüren, als Augenwasser bei chronischen Augenkatarrhen.

Bamberger und Krüse untersuchten (Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt Wien, 1914) hier fünf Quellen, die aus stark zersetztem Phyllit, teilweise mit Limonit-Kruste, entspringen und Temperaturen von 2.4, 4.5, 6.0, 7.5° C aufwiesen, auf ihre Radioaktivität mit dem Ergebnisse von 2.6, 4.6, 4.9. 5.05, 6.10 Mache-Einheiten.

Wegen Geröllabrutschungen verändern sich die Zahl und Lage der Quellen fortwährend.

Legende:

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Die Flitzquelle ist eine der interessantesten Mineralwasserquellen in Südtirol. Beim Tonnighof in Flitz gab es eine Zeitlang ein einfaches Bauernbad, welches das Wasser der Quelle nutzte. Die Quellfassung ist äußerst einfach. Ein ausgehöhlter und halbierter Holzstamm sammelt das Wasser der Quelle. Es hat eine gelbliche Farbe, die je nach Jahreszeit und Witterung heller oder dunkler wird. Der Geschmack des Wassers ist bittersüß.

Das Wasser war und ist bei der einheimischen Bevölkerung ein wahres Wundermittel gegen jegliche Magen- und Darmbeschwerden. Es soll auch blutstillend wirken.

Das Wasser der Flitzer Quelle wird klassifiziert als sehr mineralreiches, eisen-, sulfat-, fluoridhaltiges Wasser. Es enthält deutliche Mengen von Aluminium, Kupfer und Zink, sowie Spuren von Brom, Chrom und Cadmium.

Zwischen Klausen und Brixen zweigt man ins Villnösstal ab. Bei Pitzak fährt man nach rechts (Nr. 31) in Richtung Maschis bis nach Oberflitz weiter. Von dort gelangt man zu Fuß auf dem Steig 31 A in ca. 1 Stunde zur Quelle.


Quelle: Die Bäder und Heilquellen im Hochetsch, Ignaz Mader, Bozen 1929, S. 61 - 62
[Link] Amt für Gewässernutzung, Autonome Provinz Bozen - Südtirol: Flitz Quelle

Nach Aussagen von Zeitzeugen (die Bäder müssten so bis in die Anfang 30er Jahre existiert haben) war im Volk auch der Glaube stark verbreitet, dass Paare mit Kinderwunsch nach Flitz gehen sollten zu baden. Das Wasser helfe gegen Kinderlosigkeit, hieß es.
Quelle: Email-Zusendung von Mag. Martina Mantinger, Villnöß, 28. Dezember 2009

Ergänzungen sind gerne willkommen!