ANTHOLZ, SALOMONSBRUNNEN

aus: Die Bäder und Heilquellen im Hochetsch, Ignaz Mader, Bozen 1929, S. 102 - 105

Salomonsbrunnen (1098 m)

In einer Grenzbeschreibung des Rasner Gerichtes vom 15. Jahrhundert ist angegeben: "geht hinein sonnseitig im Antholz in Salmannsprunnen" (siehe Schlern 1925, S. 257). Als die Bedeutung dieses Wortes, mittelhochdeutsch Salmann, d. i. Mittels- oder Gewährsmann bei einer "Sal" (rechtlichen Übergabe eines Gutes) im Volke nicht mehr lebendig war, entstand daraus, wahrscheinlich durch gelehrte Umdeutung "Salomonsbrunnen". Jedenfalls war also damals schon die Quelle bekannt und ist bereits in der ältesten Badeliteratur aufgeführt. So schreibt Dr. Tilemans in seiner Badordnung 1681: "Antholtz wider die Unfruchtbarkeit der Weiber und dero Blumenverstopfung innerlich kalt oder gewännet, äußerlich mer warm, auch wider alte offne Schaden". Dr. Knöring (Viaticum balneaticum 1700) empfiehlt es als vorzügliches Frauenbad; v. Crantz (Gesundbrunnen der österr. Monarchie 1771) schreibt, daß das Antholzer Bad wenig mineralische Bestandteile habe, bei dem Frauenvolke aber sehr bekannt und in großen Ehren sei.

F. C. Karpe (Übersicht der Heilquellen, Tiroler Bote 1830, S. 250) hält den Salomonsbrunnen (hier kommt der Name zuerst in dieser Form vor) für ein kalisch-erdiges Eisenwasser, das gegen Hämorrhoidal- und Menstruationsbeschwerden sehr wirksam sei.

Aus diesen literarischen Daten ist zu ersehen, daß dieses Bad schon seit alter Zeit wegen seines günstigen Erfolges bei Frauenleiden berühmt war. Im Jahre 1840 kam dahin sogar die Erzherzogin Adelgunde von Modena zur Kur, ein Beweis, daß dessen Ruf auch außerhalb des Landes und in den höchsten Kreisen bekannt geworden war (siehe "Frau Emma und ihre Zeit", Meran 1925, S. 15). Aber auch heute noch wird der Salomonsbrunnen bei Erkrankung des Uterus und der Adnexe, namentlich aber bei Sterilität häufig empfohlen und mit gutem Erfolge gebraucht.

Die Lage des Bades ist ohne landschaftliche Reize, 1 ½ Stunden von der Bahnstation Valdaora entfernt, im Anfange des langen Tales von Anterselva. Das einfache, aber gute Badegasthaus befindet sich am Fuße einer hohen Felswand, von welcher im Jahre 1820 sich ein großes Stück loslöste, einen Teil des Gebäudes zerstörte und einen Badegast tötete, worauf das neue, etwas weiter entfernt, an der heutigen Stelle erbaut wurde. In dem Badehause sind acht, teilweise durch Vorhänge geschiedene Wannen. Besseren Gästen werden die Bäder in den Zimmern bereitet.

Die Quelle entspringt in nächster Nähe des erwähnten Felsens in solcher Mächtigkeit, daß sie zugleich eine Pumpe treibt, welche das Wasser in den Wärmekessel des Badehauses befördert. Das Wasser selbst ist klar, geschmack- und geruchlos, Temperatur 8° C. Nach einer Notiz in den sanitätisch-statistischen Mitteilungen über Tirol und Vorarlberg von Pircher 1886 soll dasselbe Jod enthalten, was aber durch eine, auf Veranlassung von Prof. Bamberger daraufhin vorgenommene Untersuchung sich nicht bestätigte. Eine richtige Analyse fehlt leider auch hier wieder. Wenn gleich ein nennenswerter Mineralgehalt nicht zu erwarten steht, so ist aber der Salomonsbrunnen nach den Untersuchungen von Prof. Bamberger und Krüse (Sitz.-Bericht der Akademie der Wissenschaft Wien 1913 und Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt Wien 1914) durch hohe Radioaktivität mit Mittelwerten von 26.6 bis 27.7 Mache-Einheiten pro Liter ausgezeichnet; das Produkt der letzteren mit der Ergiebigkeitszahl der Quelle von 15 bis 20 Sekundenlitern lieferte eine Emanation von ungefähr 400 Mache-Einheiten, eine Zahl, welche abgesehen vom Brenner, von keiner anderen Quelle im Oberetsch erreicht wird.

Aus dem Antholzer Granitgneis, welcher das Tal zwischen Rasun di sopra und Anterselva-Niedertal quer durchzieht, entspringen außer dem Salomonsbrunnen noch mehrere andere Quellen, die sich sämtlich als radioaktiv erweisen, und zwar an der rechten Tallehne, unweit des eben genannten in derselben Mächtigkeit der Litzenbrunnen oder Weiherbrunnen mit einer Radioaktivität von 30.1 Mache-Einheiten (Mittelwert aus mehreren Bestimmungen); an der linken Tallehne:

Wasserleitungsquelle in Niedertal mit 8.8 Mache-Einheiten.

Das Magenwasser gegenüber Salomonsbrunnen mit 7.8 Mache-Einheiten.

Der Kaltbrunnen gegenüber dem Litzenbrunnen mit 11.5 Mache-Einheiten.

Die Quelle außerhalb des Kaltbrunn mit 10.5 Mache-Einheiten.

Es ist dies eine recht interessante Erscheinung, welche Bamberger und Krüse aufdeckten (Jahrbuch der geologischen Reichsanstalt 1914) und die zu weiteren Forschungen auf dem Gebiete der Radioaktivität auffordert.

Im Jahre 1559 zum ersten Mal erwähnt, entwickelte sich Bad Salomonsbrunn zu einem der meistbesuchten Badln im Antholzertal. Ursprünglich heißt die Quelle Salmannsbrunn, nach dem noch heute gebräuchlichen Flurnamen Salmann (mittelhochdeutsch "Salmann" ist ein Mittels- oder Gewährsmann bei einer "Sal" d.h. einer rechtmäßigen Übergabe eines Gutes). Das ehemalige Badhaus stand nahe am Berghang und wurde durch Steinschlag 1820 stark beschädigt. Es wurde an einer sichereren Stelle etwas weiter vom Hang entfernt neu errichtet und später zu einem modernen Badgasthaus ausgebaut.

Legende:

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Salomonsbrunn © Waltraud Feil

Salomonsbrunn in Antholz
© Waltraud Feil, 28. Mai 2006

Das Wasser der Quelle wird als leicht mineralhaltiges, radioaktives Wasser klassifiziert. Darüberhinaus enthält es Spuren von Iod, Bor, Barium, Arsen und Lithium (Leitfähigkeit: 108 µS/cm). Die Temperatur ist nahezu konstant mit etwa 8 °C.

Nach etwa 9 km von der Abzweigung der Pustertaler Staatsstraße in das Antholzer Tal Richtung Norden erreicht man noch vor der Ortschaft Antholz-Niedertal das Badgasthaus Salomonsbrunn, hinter dem die Quelle liegt.

Quelle: [Link] Amt für Gewässernutzung, Autonome Provinz Bozen - Südtirol.
Die Bäder und Heilquellen im Hochetsch, Ignaz Mader, Bozen 1929, S. 102 - 105;
Rechtschreibung geringfügig korrigiert.

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