Spital am Semmering, Frauenbrunn

Spital am Semmering, Bezirk Mürzzuschlag, Steiermark

Spital am Semmering, Frauenbrunn © Harald Hartmann

Spital am Semmering. Der Frauenbrunn entspringt unter der Volksschule (im Hintergrund mit dem schwarzen Dach).
© Harald Hartmann, September 2006

Legende:

Die Frauenbrunnquelle © Harald Hartmann

Informationstafel am Frauenbrunn in Spital am Semmering
Inschrift:

"Die Frauenbrunnquelle

Das Wasser der Frauenbrunnquelle, deren Ursprung
sich unter der jetzigen Volksschule befindet, wo früher die
erste Pfarrkirche stand, entfaltete der Sage nach bereits
im 12. Jahrhundert seine Heilwirkung.

Durch erste Wunderheilungen verbreitete sich der Ruf
des Gnadenortes rasch. Aus Böhmen, Mähren, Ungarn
und Italien pilgerten Menschen nach "Maria Brunn".
Bis 1931 wurden sowohl Pfarrhof als auch der Ort
Spital von dieser Quelle mit Trinkwasser versorgt."

© Harald Hartmann, September 2006

Räuber, die im Cerewalde hausten, plünderten die Kirche in St. Marein im Mürztal. Dabei nahmen sie eine Marienstatue mit, verloren sie aber unterwegs in der Nähe der Waldkapelle, die oberhalb des Ortes Spital am Stuhleckhang heute noch steht. Als dort Hirten beisammen saßen, bemerkten sie, dass die Schafe sich um eine Stelle zusammendrängten, ja sogar in die Knie fielen. Als sie nach der Ursache suchten, fanden sie die Marienstatue bei einer Quelle und trugen sie in die Kirche. Die Quelle war seitdem heilkräftig.

Die Einwohner Spitals flüchteten sich mit der Marienstatue vor den Türken in die Pfarrkirche von Spital. Die Türken wurden anfänglich mit Blindheit geschlagen. Doch neu hinzukommende Türkenscharen steckten nun die Kirche in Brand, so dass die Leute in den Turm flüchteten. Plötzlich verließen die Türken den Schauplatz, und als die Spitaler nun die verbrannte Kirche durchsuchten, fanden sie die Marienstatue unversehrt vor.

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Die Frauenbrunnkirche (Mariabrunn) wurde angeblich von Ottokar V. im Jahre 1160 erbaut. Die Kirche gehörte seit 1331 als Pfarrkirche zu dem Zisterzienserkloster Neuberg. 1529 von den Türken abgebrannt, wurde sie 1682-1688 neu erbaut.

Kleine romanische Marienstatue, die 1529 von den Türken in das Feuer geworfen wurde, jedoch nicht verbrannte. Brandspuren sichtbar.

Frauen beim Bereiten des Kirchenschmuckes vor dem Frauenbrunn in Spital am Semmering.
© Harald Hartmann, September 2006

Beim Bau der neuen Kapelle sah man im Wasser des Brunnens Maria und Josef mit dem göttlichen Kind auf der Flucht nach Ägypten.
Mit dem Wasser wuschen sich die Kranken (Mirakelbuch 1738, 211, 286, 311), sie tranken es mit eisernen Löffeln (Mirakelbuch 1738, 300) und es wurde zu diesem Zwecke auch in Flaschen nach Hause genommen. In Flammen geschüttet, löschte es sofort das Feuer (Mirakelbuch 1738, 318). Spital wurde von der Pest aufgesucht, auch ein totes Kind wurde dort zum Leben erweckt.
Das Mirakelbuch meldet von 1628 - 1730 im ganzen 81 Gebetserhörungen, sowie eine Verzauberung (79) und eine Teufelsverschreibung (236).

Quelle: Email-Zusendung Harald Hartmann, September 2006.
Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1956, Bd 4, S. 258.

Ergänzungen sind gerne willkommen!