AGNESBRÜNDL, BILDBUCHE AUF DEM HERMANNSKOGEL

Wien (Quelle und Bründl geographisch in Niederösterreich)

Agnesbründl © Harald Hartmann

Agnesbründl
© Harald Hartmann, 6. November 2004

Agnesbründl

"Gruss vom Agnesbründl bei Sievering"
Postkarte, koloriert
© Bildarchiv Sammlung Harald Hartmann

Um 1817 verbreitete sich das Gerücht von einer Buche auf dem Hermannskogel, aus der ein Marienbild herauszuwachsen schien, auch in anderen Auswüchsen dieses Baumes glaubte die Volksphantasie bald ein Kruzifix, bald ein Mariazeller-, bald ein Mariahilfbild zu erkennen. Daneben entsprang eine Quelle, der man wundertätige Wirkung zuschrieb. Da sich nun bei dem großen Zulauf oft wenig ansprechende Auftritte ergaben, ließ die Regierung, die diese Angelegenheit dem Einflüsse P. Cl. Hofbauers zuschrieb, den Baum am 15. Oktober 1817 umhauen und die Quelle verschütten. Baum und Quelle waren wohl schon längere Zeit vor 1817 als Jungfraubrunnen am Kobel bekannt. Die Quelle wurde später wieder gefaßt und ist mit dem sogenannten "Agnesbründl" identisch, aus dem heute die "Lotterieschwestern'" Glücksnummern ziehen.

Agnesbründl, Marienbild, Votivbild, Foto: Harald Hartmann

Agnesbründl, Marienbild
heute in der Pfarrkirche Weidling (Beichtkapelle)
© Harald Hartmann, 6. November 2004

Lukas Cranach Vergleich zu Wild Fotos: Harald Hartmann, (links), SAGEN.at (rechts)

Mariahilf-Bild
Vergleich der Bilder des Malers Wild und der Vorlage von Lukas Cranach (1520)
Die Vorlage von Lukas Cranach (heute: Domkirche Innsbruck) kann als meisten verbreitetes Marienbild der Alpenländer betrachtet werden (DEHIO-Tirol, 1980, S.9) und ist Vorlage für unzählige Varianten.
© Harald Hartmann, © Berit Mrugalska, Gegenüberstellung: Harald Hartmann

Marienbild, von einem dilettantischen Maler Wild aus Klosterneuburg angefertigt, das nach der Entfernung des Bildbaumes in die Weidlinger Pfarrkirche gebracht wurde.

Legende:

Das Agnesbründl

Hintergrundinformation aus volkskundlicher Sicht:

Agnesbründl, volkstümliche Malerei, Foto: Harald Hartmann

Agnesbründl
volkstümliche Darstellung in naiver Malerei
Privatbesitz
© Harald Hartmann mit freundlicher Genehmigung des Besitzers, 6. November 2004

Spanschneiden aus der Buche zu Heilzwecken (Talisman?), Quellwasser zu ähnlichem Zweck verwendet. Votive wurden angeblich an die Kirche in Weidling abgegeben. Sie bestanden in Bildern, Rosenkränzen, Kruzifixen und Gnadenpfennigen. Im Sommer 1817 zahlreiche Prozessionen, namentlich von Wien aus.

Quelle: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Wien 1955, Bd 1, S. 98

Anmerkung: das Agnesbründl entspringt 80 Meter nördlich der Wiener Stadtgrenze in Klosterneuburg, Niederösterreich (belegt von Harald Hartmann durch exakte Kartenbelege des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen und Hinweise auf Grenzsteine).

Ergänzungen sind gerne willkommen!