Bertasagen aus Trambileno

Auch hier kennen die Leute noch die "Froberte", die "bilden Beiber" und den "Bedelmon" (wilden Mann). Diese gespenstigen Wesen haben aber seit dem Konzilium von Trient ihre Gewalt verloren; vor dieser Zeit trieben sie ihren nächtlichen Spuck in den Wäldern und führten die Leute oft irre. So lange man am Abend auf den Waldwegen noch die Fussspuren der Kühe und Ochsen unterscheiden konnte, war keine Gefahr; wurde es aber so dunkel, dass man dies nicht mehr konnte, begann der Spuck. Ein Mann, Namens Mathias, ging einmal nachts mit einer Bürde Holz durch den Wald nach Hause; sein Gefährte, der bei ihm war, ging ein Stück Weges voraus. Da spannen die Froberte plötzlich lange Stücke von Leinwand durch den Wald und versperrten ihm den Weg, so dass er nicht mehr weiter gehen konnte. Als sein Gefährte bemerkte, dass er nicht komme, ging er zurück; da verschwand der Spuck und sie konnten nach Hause gehen. Davon habe selbiger Mathias den Uebernamen Tela (Leinwand) bekommen und zeitlebens behalten.

Der lezte Faschingstag heist hier noch jezt "il giorno delle Froberte." Die unten in mehrfachen Variationen vorkommende Sage, wie Einer vom wilden Manne einen Jagdtheil verlangt und denselben wieder abholen lässt, wiederholt sich auch hier; der wilde Jäger ist der "Bedelmon" und derjenige, der den Jagdtheil verlangt hat, sichert sich beim Abholen desselben durch eine schwarze Katze.

Quelle: Chrsitian Schneller, Märchen und Sagen aus Wälschtirol, Innsbruck 1867, S. 200
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Helene Wallner, 2007.
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