Faaker See

Fragt man einen Villacher nach einem schönen Ausfluge in der Umgebung, so wird unter allen Umständen der Faaker See genannt, ein zwei Kilometer langes und anderthalb Kilometer breites Gewässer an den Vorstaffeln des Mittagskogels der etwa fünfzehnhundert Meter darüber emporragt.

Der Faaker See ist in der Luftlinie nur fünf Kilometer südöstlich von Villach entfernt, man wird aber wegen der Windungen, zu denen der Weg zwingt, immerhin nahezu zwei Stunden zubringen, bis man sein Ufer erreicht.

Man geht zunächst an der Wallfahrtskirche zum Heiligen Kreuz in Perau vorüber, alsdann durch Flußauen der Gail und erreicht bald die über dieselbe führende Brücke. Jenseits derselben teilt sich der Weg. Man schlägt am besten das Sträßlein zur Rechten ein, auf welchem man binnen einiger Minuten in das Dorf Maria Gail (Gasthaus zum Ogris) gelangt. Die Aussicht vom Friedhof bei der etwas erhöht stehenden gotischen Kirche, mit welcher viele Sagen verwoben sind, wird mit Recht gerühmt.

Von Maria Gail bis zum Ufer des Sees, der um etwa sechzig Kilometer höher als Villach liegt, hat man eine Stunde zu gehen. Man hält sich ostsüdöstlich und wird kaum fehlgehen, wenngleich im Walde sich viele Wege kreuzen.

Am hügeligen Nordufer des gelbgrünlichen Gewässers liegen zwei kleine Ansiedlungen, Drobollach und Egg. An beiden Orten gibt es Gelegenheit zur Überfahrt nach der bewaldeten Insel. Wer vom Warmbad Villach über die Überfuhr unter der Eisenbahngailbrücke, Malestig und Faak aus ans westliche Ufer kommt, kann die Leute der dort nur wenige Klafter vom Ufer entfernten Insel durch Anrufen bewegen, ihm mit einem Nachen entgegenzukommen.

Auf der Insel befindet sich ein kleines Gasthaus mit spärlichen Hilfsmitteln. Liebhaber, die etwa eines Fischgerichts halber auf die Insel kommen, werden nicht selten enttäuscht. Im ganzen macht dieser Alpensee den Eindruck eines von einem größeren See, der im Osten und Westen allgemach in den Boden versickert ist, übriggebliebenen Tümpels.

Zur Schloßruine Finkenstein geht der Weg südlich. Man läßt sich zunächst zum Dorfe Faak übersetzen und erreicht die Veste über Pogoriach in einer Stunde. Die Geschichte derselben bietet durchaus nichts Bemerkenswertes, die Aussicht vom Turme dagegen ist anziehend.

Den Rückweg von Finkenstein tritt man über die westlich davon gelegene Kirche St. Canzian an, in deren Nähe man vorgeschichtliche Gegenstände ausgegraben hat. Auch hier ist die Aussicht noch hübsch, obwohl die Kirche schon um hundert Meter tiefer liegt als die Burgruine.

Ein anderer Rückweg vom Faaker See nach Villach führt über die am nordöstlichen Ufer gelegenen Bauernhöfe Egg zunächst dem Kreuz auf dem Hügelrande zu, von welchen hier der See umgeben ist. Von dort in nordöstlicher Richtung entweder über Graschitz, oder, auch dieses Dorf links lassend, zur Draubrücke, über dieselbe und durch das Dorf Födelach zur gleichnamigen Eisenbahnstation.

Quelle: Das Österreichische Seenbuch, Heinrich Noë, München 1867, S. 180 - 181.