Hallstätter See

Wir kehren zum Hallstätter See zurück.

Es ist nichts Absonderliches, über das Eisfeld hinweg bis an die sogenannte 'Wand' des Dachsteins zu kommen; der Übergang von dieser auf den Gipfel hin geht über eingeschlagene Eisenpfosten und wird nur mehr durch einen am Abgrund hin befestigten Strick gehalten. Dieser letzte Absatz ist es, welcher seine Ersteigung zu einer genau ebenso mühseligen Unternehmung macht wie die des Glockner oder des Ortles, obwohl ihn beide Spitzen um fast dreitausend Fuß Höhe überragen. Der Dachstein war bis zum Jahre 1843 unzugänglich. Die eisernen Zapfen, welche es seither ermöglichen, den Gipfel zu erreichen, scheinen indessen noch vielen ein unzureichender Ersatz für den Felsboden; da ist nämlich gleich nebenan, aus dem Eismeer hervorragend, der große Gjaidstein, auf den man ohne eine Spur von Gefahr hinaufkommt -warum sollten wir diesen nicht vorziehen? Für den hartgesottenen Kletterer aber hat die Gjaidspitze nebenan den gewaltigen Makel, daß sie um ein paar hundert Fuß niedriger ist als der Dachsteinkegel und dieser ihr einige Berge in der Umgegend von Berchtesgaden zudeckt. Man hat sogar versucht, auch einzelne der niedrigeren Zacken zu ersteigen, um welche der Gletscher starrt. Auf ihnen und an ihnen sind die Gefahren des Dachstein ins Augenfällige vervielfältigt; das Erklimmen mancher Hänge erscheint bare Unmöglichkeit, die Abstürze sind unüberschreitbar, und dennoch ist es der Tollkühnheit geglückt, den Gipfel des Torstein wie den des Hochkreuz zu betreten. Die Aussicht muß geringer sein als die vom Dachstein. Die Möglichkeiten, sich den Hals zu brechen, verhalten sich von hüben zu drüben wie zehn zu eins, und man steigt dennoch.

Hier hört der Tourist auf und beginnt der Sportsmann.

Quelle: Das Österreichische Seenbuch, Heinrich Noë , München 1867, S. 71- 72.