Barbara (4. Dezember)

ist nun die letzte der "drei schönen Madl", und erscheint als solche am meisten mit der Auszeichnung geschmückt, denn außer der "Barbara mit'm Turm" trägt sie oft noch einen Kelch, manchmal ein Schwert, seltener eine Pfauenfeder.

Sie hat das Gemeinsame mit Margaret und Katharina, daß sie Christus einem heidnischen Bräutigam vorzog und deswegen den Martertod erleiden mußte. Sie lebte zwischen 236 und 305.

Wie ihre Legende erzählt, sollte Barbara auf Wunsch ihres Vaters König Dioskurus den Prinzen Fabritius heiraten und den Götzen opfern. Als heimliche Christin weigerte sie sich und ihr Gebet stürzte die Heidengötter in Staub, sodaß sich viele bekehrten. Der Vater sperrte sie in einen Turm, enthauptete die Verstockte dann eigenhändig, wofür ihn der Blitz traf.

Daher wird Barbara auch gegen Blitzgefahr angerufen.

Überhaupt übt sie eine reich gegliederte Schutzherrschaft aus. Obenan steht ihr Patronat über die Bergleute und die Artillerie. Ein Bergarbeiter sichert sich vor dem Tod unter Tag, indem er am Barbaratage ein Licht im Stollen brennen läßt. Bergherrn und Knappen stifteten der Heiligen manche schöne Kirchen und Kapellen und an ihrem Tage wallfahrteten die Knappen der Silber-Kupfer- und Bleigruben im Pflerschtale vom 15. bis Ende des 17. Jahrhunderts zur Barbarakapelle in Gossensaß.

Barbara war einst ein Festtag und da feuerten die Artilleristen aus allen Rohren. Es darf nicht verwundern, daß die Heilige sich der Schwerverwundeten annahm und schließlich Patronin der Sterbenden wurde, angerufen auch in Todesnöten:

"Heilige Barbara, edle Braut,
Leib und Seel sei dir anvertraut:
steh uns bei im letzten End,
daß wir nicht sterben ohne Sakrament."

Drum gilt Barbara auch als Helferin gegen jähen Tod, und wer sie täglich verehrt, wird nicht ohne die Sterbesakramente sterben. Auch der Turm hat im Patronate seine Bedeutung erlangt. Viele Glocken, denen im Volksglauben eine wetterbannende Macht innewohnt. werden auf ihren Namen geweiht, und Glöckner, Turmwächter, Baumeister, Dachdecker, aber auch Gefangene dürfen sich Barbaras Schutz erfreuen.

Wer Blitzgefahren abzuwenden weiß, wird auch sonst nicht wetterunkundig sein:

"Geht Barbara im Schnee,
Geht's Christkind im Klee."
"Bringt Schlechtwetter Sankt Barbara.
So ist die Sonne bald wieder da."
"Auf Sankt Barbara die Sonne weicht,
Auf Sankt Luzia (15,) sie wieder zu
uns schleicht."

Es mag heutzutage manche Leute geben, die der Heiligen mit einer so reich gegliederten Schutzherrschaft nicht mehr mit allem Vertrauen entgegenkommen, umsomehr blüht aber heute der Glaube an das Wunder des Barbara-Zweiges.

Am Barbaratage schneidet man einen Zweig vom Kirschbaume, gibt ihn in eine Schale mit Wasser und stellt sie an einen warmen Platz in der Nähe des Ofens. Und wartet nun bis zum Christfeste. Wird der Zweig dann blühen oder nicht?

Der Volksglaube legt dem mannigfache Bedeutung bei.

Uralte Anschauung von der magischen Kraft des blühenden Zweiges wurzelt in einem Fruchtbarkeits-Kult und mit der Befragung des Künftigen am Jahresbeginn und in der dunklen Zeit zwischen Andreas und Silvester. Es sind also die Wochen des Hoffens und Erwartens, denen der Kirschzweig entsprießt, nicht aber das Leben oder die Legende Barbaras, deren Gedenken in diese mystischen Tage fällt.

Manche denken an Frau Hulda (Holle), der großen, germanischen Göttin, die wie ihr Gemahl Wodan mit Gefolge durch die Lüfte fährt. Glück und Unglück ins Haus bringend. Sie zog. glaubte man, alljährlich von Haus zu Haus. War sie zufrieden, so hauchte sie die Zweige an, diese öffneten ihre Äuglein und zauberten so blühenden Frühlingsschimmer in die Winterszeit. Es war ein Zeichen göttlicher Huld und alle Hausgenossen freuten sich. Erblüten die Zweige nicht, mieden andere Leute dieses Unglückshaus, dem auch Freier ferne blieben. Aufblühen eines Reises aber bedeutete baldige Hochzeit.

Und solcher Meinung ist man oft noch heute. Viele Blüten bedeuten Glück, keine den Tod. Manche hängen Lotteriezettel an die Zweige und setzen, wenn die Blüte aufgeht. Mädchen nützen den Zweig als Liebesorakel, ob ihre Herzenswünsche sich erfüllen, ob ihre verborgene Liebe erwidert werde, der Auserkorene von ähnlichen Gefühlen erfüllt sei.

Martin Greif besang dies:

"Am Barbaratage holt' ich
Drei Zweiglein vom Kirschenbaum.
Die setzt' ich in eine Schale:
Drei Wünsche sprach ich im Traum,
Der erste, daß einer mich werbe,
Der zweite, daß er noch jung,
Der dritte, daß er noch habe ‚
Des Geldes wohl genug.
Weihnachten, vor der Mette.
Zwei Stöcklein blühen zur Frist.
Ich weiß einen armen Gesellen,
Den nehm ich - wie er ist!"


Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 84ff