Nikolaus (6. Dezember)

erscheint als Bischof mit einem Buche, auf dem drei Brote oder goldene Apfel oder Kugeln liegen, seltener ist sein Kennzeichen ein Anker oder drei Kinder in einer Kufe.

Er starb 342 als Bischof von Myra in Kleinasien.

Im deutschen Bereiche festigte sich seine Verehrung im 10. Jahrhundert, vielleicht gefördert durch die Ehe Kaiser Otto II. mit der griechischen Prinzessin Theophano. Durch die Übertragung der Gebeine des Heiligen im Jahre 1087 von Myra nach der Benediktinerabtei in Bari nahm die Nikolausverehrung im gesteigerten Maße zu.

Zeugnis von der raschen Verbreitung seines Kultes geben die vielen Kirchen, die Namen von Personen, Ortschaften und wohl vor allem die Übernahme in einen der weitverbreitetsten Volksbräuche und in alle Darstellungen der Kunst.

In letzterer Hinsicht findet man eines der ältesten Freskogemälde in der Nikolauskirche zu Klerant bei Brixen, und Gemälde des Brixener Kreuzganges zeigen Nikolaus als Patron der Kinder, der Armen, der Schiffer und Seefahrer - weshalb dem Heiligen manchmal ein Anker beigegeben ist - der Kaufleute. Pilger und Reisenden, der Fuhrleute, der Verfolgten und unschuldig Gefangenen und als Helfer in Wassergefahren. darum ihn wohl Meran zum Patron wählte, wegen der wiederholten Überschwemmungen und Ausbrüche der Passer; er gebot den Meeresstürmen Einhalt und behob Hungersnöte.

In prächtigen Glasgemälden der gotischen Fenster der Pfarrkirche von Meran leuchten die Wundertaten des Heiligen, dem dort auch eine hohe Statue geweiht ist.

Viele Tafelbilder schildern die Anlässe zu oberwähnten Patronaten und erzählen auch die Legende von den drei Kugeln auf dem Buche. Noch als Jüngling habe Nikolaus die drei Töchter eines armen Mannes vor der Schande gerettet, indem er ihnen in der Nacht drei Goldbarren durch das Fenster warf und ihnen damit die Heiratsmitgift verschaffte.

Das Gold verwandelte sich in Apfel, mit denen er ebenfalls nachts die Kinder beschenkt.

Auffällig wirkt die magische Zahl Drei bei den Wundern: drei arme Mädchen beglückt er, drei ermordete Kinder erweckt er zum Leben (darum oberwähntes Attribut), drei zum Tode verurteilte Jünglinge rettet er und befreit drei eingekerkerte Feldherrn.

Des Heiligen Milde, Güte und Gebefreudigkeit, Hilfsbereitschaft und Kinderliebe hat ihn zu dem gemacht, was er uns heute ist: - der Nikolaus! Aber nicht: der Nikolo! Denn unsere Nikolausfeier ist ein deutscher Brauch und knüpft wohl an eine altgermanische Verehrung eines segenbringenden Lichtwesens an. Mit wallendem Bart, Bischofsmantel und strahlender Inful und würdevollem Stab schreitet er durch die Stubentüre herein, fragt, ob die Kinder wohl brav seien und läßt sich Gebete oder ortsgebräuchliche Gedichtlein aufsagen, zum Beispiel in Meran:

"Heiliger Nikolaus mit dem grauen Bart,
Setz dich nieder, du stehst so hart:
Ich will nicht viel begehr'n
Daß du nit sollst unwillig wern."

Im Pusterischen zu Aufkirchen ist man weniger zartfühlend:

"Lieber heiliger Nikolaus,
Was willst du denn von mir?
Ich nehm dich bei der Zipfelkapp
Und werf dich vor die Tür."

Gewöhnlich aber sprechen die Kinder das uralte Gebet:

"Heiliger Nikolaus,
Bring mir Sachen in das Haus,
Leg mir etwas Schönes ein,
Will recht fromm und fleißig sein."

Das "Leg mir ein" deutet auf den ländlichen Brauch, daß der Heilige nicht sichtbar auftritt, sondern, wie es der Nikolaus der Legende tat, nächtlich herumgeht und seine Gaben in die Schüsseln, Schuhe oder gar Strümpfe füllt, die an einem Fenster bereitgestellt sind. Ursprünglich wandelte Nikolaus allein durch die Nacht.

Der Klaubauf, Bartl, Krampus, Santaklas gesellte sich erst später zu Nikolaus, und nirgends ist er in der Heiligen Legende zu finden. Er hat sein ungutes Wesen von den Dämonen des Winters, von Begleitern der wilden Jagd, die man einst dahinstürmen hörte und manchenorts sagt man: "Wenn du nicht brav bist, kommt statt dem Nikolaus der "Wilde Mann" und holt dich! Im Eisacktale erscheint der Klaubauf gern in Bärengestalt oder wenigstens mit zottigem Pelz vermummt, was auf Riesenmythus, und Bär und Wodan ausgedeutet wird. Die übliche birkene Rute des Klaubauf bringt die germanische Lebensrute in Erinnerung. Weit gefährlicher ist der große Sack, aus dem der Krampus nicht etwas herausnimmt wie Nikolaus aus dem seinen, sondern etwas hineinsteckt, nämlich - so geht die Sage - die schlimmen Buben, die trotzigen Mädchen, versoffene Bäuerlein, zänkische Weibsbilder und bösmaulige Ratschkatheln! Kein Wunder, daß der Sack so groß sein muß!

Das Auftreten beider Gestalten. Nikolaus und sein Gegenspiel, war angetan, den Spieltrieb des Volkes zu wecken. Er wuchs dereinst zu größerem Umfange von "Nikolausspielen" sich aus. beschränkt sich aber heute nur mehr da und dort auf Stubenspiele, hauptsächlich im Pustertale.

In Mals und Laas halten die Schulbuben am Nikolausabend das "Santaklaswecken" ab, wohl eine alte Geisterabwehr im Winter, vielleicht auch schon ein etwas frühzeitiges Langeswecken für den zu erwartenden Frühling, entspringend der Sage um den Lebensunterhalt, um die Fruchtbarkeit der Erde, um die Sicherung vor den Frostliesen und Wetterunholden.

So sammeln sich am Nachmittage vor "Santa Klas" die Schulbuben in Mals, ausgerüstet mit Schellen aller Art und Größe und Bockshörnern und beginnen auf vorgeschriebenen Wegen um und durch die Ortschaft den "Lärmzauber", der sich am stärksten schließlich auf dem Platze austobt, dann stieben die Burschen, weiter lärmend, auseinander. Ausgeschulte Buben aber stören als "Klaubauf" verkleidet den Umzug da und dort. Dann gilt es, sich dieser dämonischen Gestalten zu erwehren und sie mit Stöcken zu verscheuchen, also ein greifbares Zeichen des Kampfes mit Winterdämonen um den Lenz mit beginnender Fruchtbarkeit.

Quelle: Heilige im Südtiroler Volksleben, Hans Matscher, Brixen 1961, S. 87ff