Die Herabschaffung des Alpennutzens, Almraitung. 1)

Während das Alpenvieh und der Kuhhirt mit Sang und Klang in das heimatliche Dorf einziehen, stehen die Almhütten keineswegs verlassen. Das übrige Sennerpersonal ist gewöhnlich noch oben geblieben, um im Verein mit den Besitzern aus dem Tale und deren Knechten die Herabschassung und Verteilung des Alpennutzens zu bewerkstelligen. Von letzterer kann natürlich nur bei solchen Alpen die Rede sein, auf denen sich das Vieh mehrerer Bauern, ja oft einer ganzen Gemeinde befindet, wie dies in Oberinntal und überhaupt in jenen Tälern der Fall ist, wo der Einzelne zu wenig begütert ist, um einer eigenen Alpe zu bedürfen. Wo aber ein wohlhabender Bauer eine alleinige Alpe besitzt, befördert er das Erträgnis zu Tal, wie und wann es ihm eben taugt, um es nach Willkür und Bedarf entweder zu verkaufen oder in der eigenen Wirtschaft zu verbrauchen. Gewöhnlich wird in solchem Falle mehrmals während des Sommers Käse und Butter mittelst "Kraxen" (Traggestelle) heruntergebracht, so daß man bei der Heimkehr nur das kleine "Almwagele", das beim Aufzuge zur Hinaufschaffung der nötigen Gerätschaften und Lebensmittel diente, mit dem "Almnutzen" zu bepacken braucht, um es zugleich mit der Herde abziehen zu lassen. Wenn man mehr Erzeugnis zusammenkommen läßt, fällt die Fuhr natürlich größer aus.

Etwas umständlicher wird die Sache natürlich auf jenen Alpen, wo man von einem oder mehreren Bauern "Lehnkühe" aufnimmt. Es geschieht dies überall, wo der Alpenbesitzer zu wenig eigenes Vieh hat, um seine Gründe damit abzuweiden. Der Vertrag wird auf verschiedene Weise geschlossen. Der Alpenbesitzer zahlt z. B. dem Vieheigentümer für eine Lehnkuh 14-20 fl. (28-40 Kron.) Mietgeld. Als Entgelt dafür fällt ersterem alle Milch, die sie gibt, sowie die Butter, der Käse und die Schotten, kurz alles zu, was er daraus gewinnt. Häufig bezahlt er ihn aber nicht in Geld, sondern gibt für eine Kuh beiläufig 15 - 20 Pfund Butter und etwa 20 Pfund Käse. Diesen Brauch findet man häufig im Zillertal und Dux. Übrigens hängt die Bezahlung einerseits sehr davon ab, ob die Kuh früh- oder spättrachtig oder ganz "leer" ist, da letztere natürlich mehr Milch liefern kann als erstere, und andererseits, ob eine Alpe gut oder mittelmäßig ist. Der Eigentümer der Alpe muß entsprechend mehr zahlen, wenn die ungünstige Lage eine frühe Abfahrt nötig macht. Oder man bedingt beim Schlusse des Vertrages keine bestimmte Summe, sondern trifft das Übereinkommen nach der "Milchprobe".

Am Jakobstag (25. Juli) kommt der Eigentümer der Milchkühe auf die Alpe und melkt dieselben abends. Die Zahl der Pfunde Milch, welche sie geben, wird aufgemerkt und zu jener vom Morgen hinzugerechnet. Aus der herauskommenden Summe wird nun das arithmetische Mittel gezogen: von jedem vierten Pfund, das in diesem Ergebnis steckt, gibt der Mieter dem Eigentümer der Kühe die ausbedungene Summe.

Beide Arten des Vertrages haben ihre Schattenseiten, indem sie der Übervorteilung, obwohl das selten vorkommt, genug Spielraum lassen. Will z. B. der Besitzer der Kühe den Eigentümer der Alpe aus irgend einem gehässigen Grunde schädigen, so braucht er nur seine Kühe vor der Auffahrt weniger milchgebend zu machen. Als bekanntes Mittel, dies zu bewerkstelligen, gilt die Fütterung mit Roggenstroh, unter das man Asche mengt, obwohl eine solche Vornahme für's erste dem Tiere schadet und dann meistens auch die gewünschte Wirkung verfehlt, falls nicht überhaupt ein Abbruch der Nahrung damit verbunden ist. So erlitte der Alpenbesitzer allerdings durch das geringere Milchergebnis Schaden, während der boshafte Eigentümer der Lohnkühe dessenungeachtet die volle Summe erhielte.

Aber auch im zweiten Falle, wo der Mietzins nach der Menge der Milch bemessen wird, kann der Alpenbesitzer bedeutend zu kurz kommen, da die Menge des täglichen Milchgewinnes sehr von der Witterung abhängig ist. Es darf also nur am Jakobitag, wo die Messungen stattfinden, gemäßigt warmes Wetter sein, so daß die Kühe sehr gut "milchen", so wird der Mieter viel Zins zahlen müssen, und wenn dann in der übrigen Alpenzeit die Witterung größtenteils ungünstig, stürmisch oder zu heiß ist, so zieht er aus den Kühen nicht den Nutzen, welcher der zu leistenden Zahlung entspricht. Aber auch der Eigentümer der Lehnkühe kann leicht vom Alpenbesitzer, der die "Triebe" auf seinen "Legern" gut kennt, betrogen werden, wenn nämlich dieser die Kühe am Messungstage auf schlechte Weideplätze führt, so daß sie wenig Milch geben und er deshalb wenig zu zahlen braucht.

Außer der angeführten gibt es noch verschiedene Berechnungsweisen des Zinses. So wird, wenn die Kuh 8 Pfund Milch täglich gibt, die Hälfte dem Alpenbesitzer für's Gras und Futter überlassen, die andere Hälfte der Milch dem Kuheigentümer als Alpennutzen angerechnet und zwar in Geld. Auf andern Alpen werden dem Kuhbesitzer für je 3 Maß Milch 5 Pfund Butter und 5 Pfund Käse als Alpennutzen ausgefolgt. Auf noch anderen läßt sich der Alpenbesitzer für die Weide per Stück ein Bestimmtes, z. B. 14 Kronen "Grasgeld" für die ganze Almzeit bezahlen und kümmert sich um nichts weiter. Der Almnutzen wird im Ganzen an die Besitzer der Lehnkühe ausgefolgt, welche denselben dann nach Verhältnis unter sich verteilen. Im Pustertal gibt man statt des "Grasgeldes" Getreide. Der Alpennutzen heißt dort nämlich "Almtrad", obwohl er natürlich nicht aus Getreide, sondern aus Käse und Butter besteht. (Trad = Treid, von tragen, wie Getreide mittelhochdeutsch: Getregede, was man oder der Boden trägt; Bodenerzeugnis).

Auf großen Gesellschafts- und Gemeindealpen, wo jedes Gemeindeglied gleiches Recht hat, sein Vieh aufzutreiben, kommen die Interessenten während des Sommers öfter - meistens dreimal - zusammen 2). Das erstemal geschieht es fünf Wochen nach dem Auftriebe. Während dieser Zeit hat der Senn schon einigen Nutzen zusammengebracht, welcher dann nach Verhältnis der Milch verteilt und von den Kuhbesitzern heimgetragen wird. Zuweilen verkauft man Butter und Käse von der Alm fort an Butterträger, wovon das gelöste Geld beim Senn bis zur "Almraitung" aufbewahrt bleibt. So ist es z. B. auf der Höttinger und Mutterser Alpe in der Nähe von Innsbruck. Eine seltsame Einrichtung herrscht in der Alpe Tarrenton unter den Abhängen der Heiterwand nördlich von Tarrenz, wo sämtliche während der Almzeit gewonnene Butter, statt sie in Kugeln zu formen, zu einer Masse zusammengeworfen wird, so daß bis zur Abfahrt ein förmlicher Berg von sieben oder mehr Zentnern daraus erwachst. 3)

Besonders genau nimmt man es mit der Alpenwirtschaft im Oberinntale, indem man zur Aufsicht über dieselbe einen eigenen "Bergmeister" bestellt. Zwei Wochen nach der Auffahrt ist der erste "Zoontag", sechs Wochen darauf der zweite. Zum wichtigen Geschäft des "Zoonens", d. i. der Milchmessung kommt der "Bergmeister" mit mehreren Viehbesitzern vom Tale herauf. Jede Kuh muß in ihrer Gegenwart "sauber" gemolken werden, wobei nichts verschüttet werden darf. Dann wägt der "Bergmeister" die Milch - die der zusammengehörigen Kühe natürlich zusammen - und setzt die Zahl des Gewichtes gewissenhaft auf seine Liste, nach welcher dann zur Zeit der Herabschaffung des Alpennutzens der Anteil eines jeden Bauern an Butter, Käse und Zieger verhältnismäßig bestimmt wird. Man rechnet dabei nach "Matchen" (halben Pfunden), deren zwölf eine "Schlutte" ausmachen. Die größte Milchmenge, die eine Kuh "per Tag" gibt, sind zwei Schlutten, mittlere Milchkühe geben eine "Schlutte", schlechtere unter einer; weniger als drei "Malche" weiden gar nicht mehr beachtet.

Der "Bergmeister" muß nicht nur beim Milchmessen, sondern auch beim Hüten und zwar am Meß- und am Vortage dabei sein, damit die Hirten die Kühe nicht etwa betrügerischer Weise hin und her oder auf schlechte Weideplätze treiben und so die Mlchbildung vermindern, während die "Zoonweide" von Rechtswegen die schönste Alpenmatte sein soll. Den Sennleuten ist es nämlich sehr erwünscht, wenn der "Zoon" klein ausfällt, weil es ihnen dann möglich ist, bei der Verteilung des Alpennutzens für die "Malch" mehr zu geben, als ihre Alpennachbarn, und so für geschickter zu gelten als diese. Manche "Rechtsennin" - in Oberinntal besorgen nämlich Dirnen das Oberamt in der Alpenwirtschaft - sinnt und denkt nichts anderes, als wie sie eine verhaßte Nebenbuhlerin zu überflügeln vermöge; Neid und Ehrgeiz läßt sie nachts nicht schlafen und treibt sie nicht selten zu unehrlichen Mitteln, um ihre Leidenschaft zu befriedigen. Ein solcher Sieg erregt großes Aufsehen im Dorf, ja sogar ganze Ortschaften brüsten sich damit, bei der Teilung des Alpennutzens mehr bekommen zu haben als andere. Den Unterliegenden wird zum Spotte am Vorabende des Kirchweihfestes mit Schwärze eine Geige an die Front des Hauses gemalt; auch Spottreime werden darunter geschrieben, die unter großem Gelächter durchs ganze Dorf und dessen Umgegend die Runde machen. Solche "Geigen" kann man fast an jedem zweiten Hause sehen. In Fließ, südwestlich von Landeck, fand ich im Spätherbst 1907 noch eine Geige aus dem Jahre 1895 stehen, daneben den Spottreim: "Wegen Mangel an Blatz kommt die Mühlbacher Geige auf den Platz. 1895."

Hat nun der "Bergmeister" alles in Ordnung befunden und die einzelnen Milchgewichte genau aufgemerkt, um den Bauern im Tal Rechenschaft geben zu können, so verzehrt er mit seinen Genossen ein tüchtiges Rahmmus, das ihm die Sennerin gekocht hat, und kehrt dann wieder heim. Ungefähr sechs Wochen darauf wird, wie bereits gesagt, das zweitemal "gezoont", das drittemal fällt mit der Abfahrt zusammen 4). Da entfaltet sich oben auf den einsamen Alpen-Hütten ein ungewohntes Leben. Schon am Tage zuvor zieht das halbe Dorf mit Körben und Kraxen auf die Alpe, um den Alpennutzen, den "Zien", wie der Oberinntaler, oder das "G'schaffet", wie der Vintschgauer sagt, herabzuholen. Weil die "Kaser" (Almhütte) nur für wenige Raum bietet, so lagert man in der Nacht im Freien und zündet, um sich zu erwärmen, große Feuer an. Geschlafen wird natürlich selten, desto mehr gescherzt, gejubelt und der Schnapsflasche zugesprochen. Die Erlebnisse des heurigen Alpenjahres bieten Stoff genug zum Meinungsaustausch, besonders vermögen die Sennleute kaum alle Fragen über die Schwarze, Braune oder "Tscheckete", die ihrer Obhut anvertraut waren, zu beantworten. Alle Ereignisse werden bis in's einzelnste erörtert, wobei oft das Sennerlatein dem berüchtigten Jägerlatein erfolgreich die Stange hält.

Der folgende Morgen bietet ein bewegtes Bild. Während das Alpenvieh, geführt vom Kuhhirten, mit Glocken- und Schellenklang talwärts zieht, sind die Leute in der Hütte vollauf beschäftigt, den "Alpennutzen" zu teilen. Die Kraxen lehnen um die Sennhütte herum. In derselben steht eine Gruppe von Leuten um das lodernde Kesselfeuer, andere essen eine warme Milchsuppe. Die Sennerinnen sind bei diesem Anlasse in blühweißen Hemdärmeln und Fürtüchern sauber herausgeputzt. Unterdessen machen ein paar praktische Männer im Keller den Überschlag, wie viel Käse und Zieger es auf die "Schlutte" treffe. Nach diesem Maße wird verteilt. Trifft es für einige Eigentümer keine Schlutte "Zoon", so müssen diese die Unterteilung selbst fortsetzen; denn der "Alpmeister" unter Beiziehung von zwei bis drei Männern aus dem "Senntum" 5) gibt die ganze "Schlutte" heraus und kümmert sich nicht weiter darum. Einer der Betreffenden schneidet also den Käslaib in Halbe, Drittel oder Viertel, steckt ein Messer zwischen die Teile, fragt seinen Gegenmann: "Ruck' oder Schneid'?" und gibt ihm dann den verlangten Teil. Die Butter aber wird bis auf halbe Viertelpfunde berechnet und ausgewogen. Dem "Bergmeister" wird für seine Bemühungen der Nutzen einer "Schlutte" zuerkannt.

Es dauert ziemlich lange, bis man mit allem im Reinen ist, ja die Teilung gestaltet sich an manchen Orten zu einem förmlichen Markt, da man den Alpennutzen gegenseitig kauft und verkauft. Vorzüglich suchen die Senner, die nebst dem bedungenen Lohn noch einen Anteil am "G'schaffet" haben, ihr Betreffnis an den Mann zu bringen. Endlich ist man in Ordnung und es wird aufgepackt.

Protzwagen beim Almabtrieb © Berit Mrugalska

Protzwagen beim Almabtrieb © Berit Mrugalska

"Protzwagen" beim Almabtrieb in Nauders, 17. September 2004
© Berit Mrugalska

Man benutzt zur Überführung Kraxen und sogenannte Protzwägen, das sind eine eigene Art von Schleifwägen, bestehend aus einem zweiräderigen Vordergestell mit zwei Baumstämmen, die nachschleifen. Darauf liegen die "Bögen", Körbe aus grobem Weidengeflecht, in welchen die Butterkugeln und Käslaibe aufgeschichtet werden. Diese Protzwägen, mit Ochsen oder Kühen bespannt, eignen sich sehr gut für die abschüssigen, holperigen Alpenwege, aber nur dort, wo von solchen überhaupt noch die Rede sein kann. Wo aber die Almen, wie viele im rauhen steinigen Oberinntal, wie grüne Oasen von starren, steil abfallenden Felswüsteneien umgeben sind, kann die Herabschaffung nur auf äußerst mühevolle und gefährliche Art mit Tragkörben und Kraxen bewerkstelligt werden. Es ist wahrlich keine Kleinigkeit, die schweren Trachten von oft zwei Zentnern da herunterzubringen.

Ist alles aufgeladen, so setzt sich der Zug in Bewegung. Die Protzwägen sind mit Zirbelnußzapfen, sogenannten Pfötscheln, grünen Zweigen und mit Blumensträußen geziert, die man vom Dorf mitgenommen. Unter Jodeln und Jauchzen geht es die schmalen, beschwerlichen Pfade hinab. Wo der Weg besser fahrbar wird, stehen Leute aus dem Dorf mit Karren, um die Kraxenträger abzulösen. Je mehr man sich dem Dorfe nähert, desto mehr Leute versammeln sich zum Willkomm. Die Kinder gehen ihren Angehörigen oft weite Strecken entgegen. Dann wird eine kurze Rast gemacht und die hungrigen Mägen werden mit Butterbrot, Käse und Zieger erfreut. Hierauf geht der Zug wieder weiter ins heimatliche Dorf. Da läuft alles was Füße hat, die Kommenden zu begrüßen. Besonders findet sich Bettelvolk von weit und breit ein, denn es erhält einen eigenen Anteil am "G'schaffet", talergroße Butterknollen, die eigens zu diesem Zwecke bereitet worden sind.

Nicht immer findet jedoch die Verteilung des Alpennutzens schon oben auf der Alpe statt. In manchen Gegenden, z. B. in Unterinntal, wird der sämtliche Vorrat im Ganzen herabgeschafft und erst unten verteilt. Dies geschieht am Rosenkranzsonntag (anfangs Oktober), an welchem Tage auch zugleich die "Almraitung" abgehalten wird. Die Eigentümer des Alpenviehes versammeln sich in einer großen geräumigen Bauernstube, z. B. der Meßnerstube, um da zu berichten und zu beraten. Obmann der Versammlung ist derjenige Bauer, der die meisten Grasrechte hat. Vor allem wird der Lohn des Senners, der Hirten, des Putzers, Galterers und wie die Alpenbediensteten alle heißen, bestimmt und ausgezahlt, dann werden alle Unkosten, Steuern, Verbesserungen etc. zusammengezählt, auf jeden "Interessenten" nach Verhältnis verteilt, und jeder berichtigt das ihm Zufallende. Wenn man mit dem Hirten besonders zufrieden war, gibt man ihm ein Trinkgeld und stellt ihn gleich für's nächste Jahr wieder an, im andern Falle wählt man einen neuen. Auch das übrige Sennvolk wird jetzt schon gemeinsam bestellt und der Lohn bedungen, da man sich in den abgeschlossenen Tälern und Berghöfen oft den ganzen Winter nicht sieht. Bei großen Gesellschaftsalpen, wo mehrere Kaser (Hütten) stehen, stellen sich die verschiedenen Anteilberechtigten ihre Senner und Hirten auf eigene Faust an, daher kommen bei der "Almraitung" nur die untergeordneten gemeinsamen Bediensteten, wie der Galterer, Putzer etc. zur Verrechnung.

An jenen Orten, wo die Verteilung des Alpennutzens gleich oben auf der Alpe stattfindet, verschiebt man die "Almraitung" meist bis in den Winter. Im Oberinntal führt dabei der "Bergmeister" den Vorsitz, der dann sein Amt niederlegt. Als Belohnung erhält er gegenwärtig den festgesetzten Betrag von 40 - 60 Kronen. Den Schluß der Versammlung bildet überall ein ländliches Mahl, bei dem auch Alpenkäse, der eigens bei der Teilung bei Seite gelegt wurde, auf den Tisch kommt. Die heiteren Unterinntaler fügen, nachdem sie Vormittags in Gemeinschaft dem Gottesdienste beigewohnt haben, dem Feste noch einen lustigen Tanzabend hinzu. Senner und Hirten sind da die Löwen des Tages und ich wollte es keiner Dirne raten, einem von ihnen beim Tanzen einen Korb zu geben. So etwas wird der "hoachen Menschin" nie verziehen, sondern bei allen Gelegenheiten, wie Fastnachtspielen und dergleichen, unliebsam unter die Nase gerieben.

1) Unter teilweiser Benützung der mir von Joh. Nep. Ritter v. Alpenburg und Stud. Bibliothekar A. J. Hammerle f. Z. gegebenen schriftlichen Mitteilungen.

2) In Oberinntal zweimal.

3) Sonst wird im Oberinntal, so viel mir bekannt, die Butter im Keller auf Brettern in kugelförmigen Knollen, sogenannten "Butterstöcken", jeder im Gewichte von 50 - 100 kg, aufbewahrt.

4) Das "zoonen" ist in Oberinntal jetzt sehr in Abnahme gekommen. Heute wird meistenteils die Milch jeder einzelnen Kuh zweimal in der Woche morgens und abends gemessen und die Anzahl der Liter, auch halben Liter, in ein Verzeichnis eingetragen, Hieraus wird die "Wochenmilch" berechnet, diese mit der Anzahl der Wochen multipliziert und so das Ergebnis gefunden. Zu beachten ist hier, daß die Kühe in strenger Ordnung gemolken werden, also in der gleichen Reihenfolge am Abend wie am Morgen.

5) Der Senntum, eigentlich die vereinigten Nutznießer, an die die Butter nach Betreffnis abgegeben wird.

Quelle: Ludwig von Hörmann, Tiroler Volksleben, Stuttgart 1909. S. 140 - 148.