5. Jenbach und Achenthal.

Die Thalmulde von Brixlegg ist auch dadurch anziehend, daß sich, von irgend einer der zahlreichen Anhöhen aus gesehen, der Ausgang zweier Bergbäche aufthut, deren jeder in einer andern Richtung heranbrausend in ein andres Thal führt, von denen es schwer zu sagen ist, welchem der Vorzug gebührt: unweit von Brixlegg gegen das schöne Dorf Straß hin mündet der Zillerbach aus dem gleichnamigen Zillerthal, während etwas schräg gegenüber und stromaufwärts der Kasbach, ein vermuthlicher Ausfluß des Achensees, sich neben der Bergstraße herunterstürzt, welche zu der Hochfläche des Mittelgebirgs emporführt, in welche das Wasserbecken eingeschnitten ist.

Wer die Wanderung zu letzterem unternehmen will, thut am besten, den Weg auf dem linken Innufer einzuschlagen, der ihn am Fuße des Sonnwendjoches entlang durch Auen, Felder und Baumgruppen an den alten Dörfern Münster und Wiesing vorüber zu dem ansehnlichen Flecken Jenbach führt, der den Spitzthurm seiner gothischen Kirche sowie die Schlote seiner Hämmer und Schmieden schon von ferne wegweisend empor trägt. Der Weg über diese Fluren ist angenehm: gegenüber thut sich ein überraschender Ginblick in das vom Ahornspitz und andern eisbedeckten Berghäuptern abgeschlossene Zillerthal auf, während dem Wanderer die Sage flüsternd zur Seite schreitet

(wird fortgesetzt)

Quelle: Wanderungen durch Tirol und Vorarlberg, Geschildert von Ludwig von Hörmann, Hermann von Schmid, Ludwig Steub, Karl von Seyffertitz, Ignaz Zingerle, Stuttgart 1880, S. 25 - .