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lex aquifolium. Stechpalme. Mit Mistel (cf. Viscum album) der Zimmerschmuck der englischen Weihnachten (Holly). Der Sage nach jene "Palme", mit der der Heiland bei seinem Einzuge in Jerusalem begrüsst wurde; sie erhielt zur Erinnerung an den Verrath, der an Christus geübt wurde, Stacheln. Wird in Oesterreich mit " Seg'nbam" (Juniperus Sabina) zu den Palmbuschen des heiligen Palmsonntag verwendet. Volksthümlich [Volkstümlich] "Schradlbaum" genannt. Schradl bedeutet Kobold oder Gespenst. Gerhard Hauptmann hat in diesem Sinne eine "Frau Schratt" in seiner "Versunkenen Glocke" eingeführt. Wenn die Hühner nächtlicherweile grossen Lärm erheben und die Leute sie hernach zerrupft finden, so heisst es in der Oetschergegend: "Der Schradl hat sie geritten." Schradlschwein ist ein solches, dem die Borsten wirr auf dem Riste aufstreben. Gegen den Schradl werden die Zweige von Ilex aquifolium in die Hühnersteige gelegt. Gegenüber dieser seiner dämonischen Seite wird Stechpalmlaub als treues Immergrün gefeiert. So von Scheffel:

Ein immergrünes Stechpalmreis
Sei uns'rer Lieb' das Zeichen.

In Ohnet's "Steinbruch" kann man von Ilex als Wirtshausgrün über dem Thor [Tor] der Schenke lesen. Frank in seinem Kräuterlexikon sagt von der Stechpalme: "Wird in der Colica gerühmet."

Ilex aquifolium (Stechpalme)

Fig. 4.
Ilex aquifolium (Stechpalme).


Quelle: Zauberpflanzen und Amulette, Dr. E. M. Kronfeld, Wien 1898, S. 34f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juni 2005.
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