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aeonia officinalis. Pfingstrose. Die Samen werden zu Zahnperlen für Kinder verwendet. Samen und Wurzel wider die fallende Sucht um den Hals gehängt (Frank), Zauberpflanze, die der heilige Specht vor dem Abgepflücktwerden schützt. "Praecipiunt cruere noctu, quoniam si picus Martius videat, tuendo in oculos impetum faciat" (Plinius XXV, 29).

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Petroselinum sativum. Petersilie. Die ruthenische Braut in Westgalizien trägt auf dem Wege zur Kirche Brot und Petersilie, um dadurch die bösen Geister abzuhalten. In Mähren macht dasselbe Kraut, wenn es zwischen dem 24. und 26. Juni gesäet wurde, bei Kühen den Einfluss der Hexen unwirksam. In vielen Gegenden bekommt das Kind am ersten Jahrestage seiner Geburt einen Petersilienkranz aufgesetzt, weil es dann die gefährlichste Zeit überstanden hat. Verbreitet ist auch der Aberglaube, dass eine aus der Erde gezogene Petersilienwurzel, in Gedanken an eine bestimmte Person wieder eingepflanzt, dieser den Tod bringe.

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Potentilla repens. Kriechendes Fünffingerkraut. Schützt, unter die Schwelle des Stalles vergraben, das Vieh gegen Verhexung.

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Primula minima. Kleinste Schlüsselblume. Wenn ich diese schönblühende, zwergige Alpenblume unter den Zauberkräutern anführe, so geschieht es, weil ich vermuthe, dass sie mit dem Schwindelkraut identisch ist, dessen sich Seiltänzer von jeher als Arcanum bedienten. Saltarino, dem wir schöne Aufsätze über "fahrendes Volk" verdanken, erzählt von einem Seiltänzer, der anno 1649 kopfüber in die Seine stürzte, als er von dem Thurme von Nesle nach dem Thurme Grand Prévot ging. "Vielleicht", meint Victor Fournel, "vergass er vor der Production jene Wurzel zu kauen, welche seine Berufsgenossen vor Schwindel sicherte. Er hatte aber wenigstens die Vorsicht gebraucht, die ihm nicht leid that, nämlich sein Seil über den Fluss zu spannen." Auch Bonnet spricht von jenem Wunderkraute und behauptet sogar, dass die Gemsen und Steinböcke die Blätter desselben kauen, bevor sie die Gipfel der Gebirge erklettern. In Clusius' Geschichte der Pflanzen Pannoniens (1583) findet man bei "Auricula ursi minima", d. i. eben Primula minima: "Alpinum incolis Craftkraut et Schwindelkraut ab effectu dicitur" !

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Prunus Padus. Traubenkirsche. Das Holz gilt für zauberkräftig. Die Hexen können es nicht leiden. Wer eine Ruthe [Rute] vom Baume am Charfreitagmorgen [karfreitagmorgen] abgeschnitten hat und mit ihr zur Kirche ging, konnte alle Hexen erkennen. Ein Kreuz vom Holze der Else- oder Elfenbeere hält den Teufel ferne und macht unsichtbar.

Traubenkirsche

Fig. 10.
Traubenkirsche.


Quelle: Zauberpflanzen und Amulette, Dr. E. M. Kronfeld, Wien 1898, S. 49ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juni 2005.
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