SCHWARZINDIEN / OBERÖSTERREICH
Neben den hier schon erwähnten Ortsnamen
in Oberösterreich ist auch "Schwarzindien" eine bemerkenswerte
Ortschaft im oberösterreichischen Salzkammergut.
Die Entstehung dieser Ortsbezeichnung ist auf eine Begebenheit Anfang des 20. Jahrhunderts zurückzuführen:
Ortstafel Schwarzindien
© Ebner
Thomas
Die einheimischen Jugendlichen, wurden vom Mondsee-Ufer vertrieben, um die Sommergäste nicht zu stören. Zu dieser Zeit wurde die "Sommerfrische" reicher Städter gerade populär, und man wollte sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen.
Eines Tages beschlossen die Vertriebenen, sich mittels Floß ihr schönes Gebiet von den bleichen Touristen zurückzuerobern. Von den erschreckten Touristen rief jemand: "Da kommen sie, die schwarzen Indianer". Das gefiel den Jugendlichen und sie entwarfen eine eigene Flagge für ihr "Land", die Gemeinde stellte ihnen eine Urkunde aus und seitdem gibt es "Schwarzindien" am Mondsee.
Recherchen des Autors in aktuellen Telefonbüchern nach dem Ort "Schwarzindien" (etwa www.otb.at, Testname 'Ge***') führen auf die amtliche Postleitzahl "5310 St. Lorenz".
Haltestelle Schwarzindien der SKGLB,
Salzkammergut-Lokalbahn (Salzburg - Bad Ischl)
© N. Kreuz, Juli 1941
Wilhelm Flatz berichtet in seiner Reminiszenz Siebzig Jahre Schwarz-Indien
1880-1950 von folgender Begebenheit: Zwischen den beiden Weltkriegen erhielt
eine in Schwarz-Indien ansässige Baronin einen Brief nach langen
Irrfahrten. Auf der Adresse war nur Schwarz-Indien gestanden, ohne den
Beisatz Mondsee oder Österreich. Darum hatte die Post den Brief nach
dem Königreich Indien geleitet. Von dort trug der Brief Vermerke
des Königlich Britischen Postmasters von Bombay, daß ein Ort
Schwarz-Indien in ganz Indien unbekannt sei, daß nach seinen Behelfen
aber in Österreich eine Bahnstation dieses Namens liege.
Fahrplan Salzkammergut-Lokalbahn, Haltestelle
Schwarzindien, 1. Mai 1914
Aus: J. O. Slezak, Von Salzburg nach Bad Ischl, Geschichte der Salzkammergut-Lokalbahn,
Wien 1995
Hinweis von Reinhard Binder, 2. Juli 2007:
Der verstorbene Schauspieler Paul Hörbiger war nach dem 2. Weltkrieg eine Zeit lang "inoffizieller Bürgermeister" von Schwarzindien. Die Details sind in seiner Biographie "Ich habe für euch gespielt" nachzulesen.
Quelle: mündliche Erzählung an den Autor.
© Wolfgang Morscher