GEFÄHRLICHE TOILETTE
In der Wiener Erzählkultur sind unter anderem die Toiletten der Bassenahäuser *) Mittelpunkt verschiedenster Varianten:
- es wird erzählt, es sei in tiefer gelegenen Stockwerken durchaus schon vorgekommen, dass Toilettenbenutzer sich beobachtet gefühlt und unter sich Bewegung bemerkt hätten, und dann erschreckt einer Kanalforelle **) entgegengeblickt hätten
- in einer Variante ***), habe der Betroffene beim Anblick einer Ratte unter sich seelenruhig die Spülung betätigt, im Gang habe er anschliessend seine Nachbarn getroffen, die ihre Haustierratte verzweifelt gesucht hätten
- ein Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Wien berichtet SAGEN.at von einem
Einsatz im 3. Bezirk, in einem größeren Gemeindebau, bei dem
eine Ratte im WC einer Wohnung im 4.Stock geborgen, bzw. gerettet werden
mußte (evt auch vor der hysterischen Bewohnerin).
Der durchnässte und verängstigte Nager wurde von der Feuerwehr
mit einer Schuhschachtel eingefangen und nach dem Einsatz wieder in die
Freiheit entlassen. (email-Zusendung, 1. Juni 2003)
- die Online-Zeitung "Täglich Alles" berichtet Anfang August 2000 von einem Toilettenbenutzer, der beim Niedersetzen auf die Toilette durch den Boden durchgebrochen sei und von der Rettung unter staubigem Schutt von der zerbrochenen Schüssel befreit werden musste. ****)
- am 18. Juli 2001 erblickte im oststeirischen Ilz eine Frau im WC ihres Hauses eine Schlange. Ein wahres Prachtexemplar von einem Kriechtier, immerhin rund einen dreiviertel Meter lang, hatte sich da am stillen Örtchen breitgemacht. Die Ringelnatter wurde eingefangen und wieder in die freie Wildbahn entlassen. Man vermutet, dass der ungebetene Besuch entweder über ein Fenster oder über den Abfluss ins Haus kam. *****)
*) nach frz. bassin Waschbecken - dh. Wasserbecken auf dem Flur, durch
mäßig luxuriöse Wohnverhältnisse ausgestattete Mietwohnungen
**) wienerisch für Ratte
***) von Babsi im August 2000 dem Autor persönlich erzählt, mit der Betonung, sie kenne den Betroffenen, der dies tatsächlich erlebt habe
****) laut E-Mail-Zusendung 31.12.2000 von Ing. Alexander Markl, Einsatzoffizier der Wiener Berufsfeuerwehr, handelt es sich bei dieser Erzählung um einen tatsächlichen Vorfall, bei dem er Feuerwehr-Einsatzleiter war.
*****) Quelle: ORF-Pressemeldung, 18.07.2001
Anmerkung: Die Zeitschrift "Coupé" appelliert an die Leser in der Ausgabe 09/2000, einen schweren Gegenstand auf dem geschlossenen Klodeckel zu deponieren, bzw vor jeder Benutzung das Becken gründlich mit einer Taschenlampe zu inspizieren. Wegen der vielen Ratten würden fleischfressende Reptilien, vor allem die giftige Kreuzotter, besonders auch Toilettenbenutzer attackieren. Zudem wird auf die Reptiliengefahr beim warmen Bad aufmerksam gemacht. Die Zeitschrift schildert ausführlich tragische Schicksale, von Lähmungen im Intimbereich bis zu Todesfällen.
"Auf der Toilette biss sich eine
blutgierige Schlange zischend
an meiner Scheide fest"
Coupé , Nr 09/2000, Seite 34/35
Quelle: mündliche Erzählung an den Autor,
Erzähler und Betroffene sind aus Persönlichkeitsschutzgründen
anonymisiert.
© Wolfgang Morscher