Vorrede zur deutschen Übersetzung.

Es ist in der Tat eine etwas sonderbare Erscheinung, die folgenden Erzählungen, die auf deutschem Grund und Boden erzeugt sind, und in mannigfaltiger Gestalt und Tracht ihr Vaterland durchwandert haben, endlich im Auslande gesammelt, und durch den Druck bekanntgemacht zu sehen. Vielleicht war auch hier Deutschland gegen eigene Verdienste ungerecht; vielleicht weiß der Engländer besser was Laune heißt, wieviel sie wert ist, und wie sehr sie dem Ehre macht, der sie besitzt. - Genug wir befanden uns, trotz aller Spekulation unserer lauersamen Schriftsteller in dem Falle, ein eigenes Produkt aus der Fremde einführen zu müssen.

Diese kleine Sammlung hat übrigens in beiden Ländern ihr Glück gemacht. Während das englische Original fünf Auflagen erlebte, fand man sich veranlaßt auch von der deutschen Obersetzung eine neue Ausgabe zu veranstalten. Man hat bei dieser von den Vermehrungen der neuesten englischen Ausgabe Gebrauch gemacht, ohne sich eben ängstlich an die Worte zu binden, oder Einschaltungen, die sich hin und wieder anboten, bloß deswegen zurückzuweisen, weil sie sich im Grundtexte nicht fanden; kurz man hat dieses Werkchen bei seiner zweiten deutschen Ausgabe, ebenso wie bei der ersten, nicht sowohl als anvertrauetes Gut, sondern vielmehr als Eigentum behandelt, über das man nach eigenem Gutdünken zu schalten berechtiget ist.

Es ist wahr, so ein Büchlein wie dieses ist weder ein Systema, noch Tractatus, noch Commentarius, noch Synopsis, noch Compendium, und es hat keine einzige von allen Klassen unserer vornehmen Akademien und Sozietäten der Wissenschaften daran Anteil. Allein dessen ungeachtet kann es in mancher Rücksicht sehr heilsam und dienlich sein. Einen sehr guten Gebrauch der von diesen Erzählungen zu machen ist, hat der englische Herausgeber, als die unverkennbare Absicht ihres ersten Erfinders angegeben. - Ein englischer Rezens. dieses Büchleins hofft sogar, daß es etwas zur Bekehrung gewisser Schreier im Parlamente beitragen werde. Wenn es indessen auch weiter nichts tut, als daß es auf eine unschuldige Art lachen macht, so braucht, däucht mir, der Vorredner eben nicht gerade in pontificalibus in Mantel, Kragen und Stutzperücke aufzutreten, um es dem geneigten Leser ehrbarlich zu empfehlen. Denn es ist alsdann, so klein und frivol es immer scheinen mag, leicht mehr wert, als eine ganze große Menge dickbeleibter ehrenfester Bücher, wobei man weder lachen noch weinen kann, und worin weiter nichts steht, als was in hundertmal mehr andern dickbeleibten ehrenfesten Büchern längst gestanden hat. Auch paßt alsdann nicht übel hierher eine Stelle aus des alten ehrlichen vergessenen Rollenhagens Vorrede zu seinem Froschmäuseler, die ein wenig modernisiert also lautet:

Der Graubart, der mit dürren Knochen
Der Lehre nichts kann, als poltern und pochen,
Und hören mag kein lustiges Wort,
Der packe zusammen und trolle sich fort!
Zwar wollen wir's gänzlich nicht verschwören,
Ihn auf ein andres Mal zu hören,
Wenn nämlich uns auch die Nasen blau
Und Haar und Bart sich färben grau;
Auch sonst wohl zu gelegener Stund'.
Denn Wermut ist nicht immer gesund.
Man trinkt ja wohl auch neuen Wein,
Und tunkt in frischen Honig mal ein.
Die Natur erneut ein neuer Genuß.
Stets einerlei macht Überdruß,
Wie alles der alten Meister Trutzen.
Der Wechsel nur schafft Lust und Nutzen.
Man schilt oft spöttisch Zeitvertreib,
Was stärkt zur Arbeit Seel' und Leib.

Das nehmen wir nicht zu Herzen und Sinnen,
Und wollen in Gottes Namen beginnen.