Die Geschichte vom Mann und seiner Fuchs-Frau

Ein Jäger, der ganz allein lebte, fand, als er nach einiger Abwesenheit zu seinem Lager zurückkam, daß ihn jemand besucht hatte und alles in Ordnung gebracht, wie es ein pflichtgetreues Weib tun soll. Das geschah so oft und ohne irgendwelche sichtbare Spuren, daß der Mann beschloß, dem nachzugehen, um zu sehen, wer denn eigentlich seine Kleider reinschabe, seine Stiefel zum Trocknen aushänge und gutes, warmes Essen koche, bevor er zurückkam. Eines Tags ging er weg, als ob er auf die Jagd ginge, versteckte sich aber so, daß er den Eingang des Hauses beobachten konnte. Nach einer Weile sah er einen Fuchs hineinschlüpfen. Er glaubte, der Fuchs sei auf Nahrungssuche. Er schlich sich zur Hütte und als er eintrat, sah er ein sehr schönes Weib in Fellkleidern von wunderbarer Arbeit. In der Hütte hing an einer Leine ein Fuchsbalg. Der Mann fragte, ob sie es gewesen wäre, die das alles gemacht habe. Sie sagte, sie wäre seine Frau und es sei nur ihre Pflicht, das zu tun und sie hoffe nur, ihre Arbeit zu seiner Zufriedenheit getan zu haben.

Nachdem sie kurze Zeit zusammengelebt, bemerkte der Mann einen Moschusgeruch im Haus und fragte, ob der von ihr wäre. Sie antwortete, daß sie es sei, die so rieche und wenn er darin einen Fehler sehe, so werde sie ihn verlassen. Sie streifte ihre Kleider ab, nahm wieder das Fuchsfell um und schlich davon. Und seit dieser Zeit war sie nie wieder dazu aufgelegt, einen Mann zu besuchen.

Quelle: Eskimomärchen, übersetzt von Paul Sock, Berlin o. J. [1921], Nr. 34, S. 136.
aus: L. Turner: Ethnology of the Ungawa district. Hudsonbay territory (Annual Report of American Ethnology, Vol. VII. Washington 1889/90).