Der Rabe und die Möve

Vor langer Zeit kam einmal ein Jäger zum Haus des Raben. Als er eintrat, sah er da einen alten Mann; der sagte zu ihm: "Kak! sicherlich bist du hungrig. Wir sind alle hungrig, wenn wir von zu Hause wegwandern." Dann befahl er einem Knaben etwas Menschenfleisch hereinzubringen. Der Knabe brachte es. Der Alte schnitt ein Stück ab und gab es dem Jäger. Der sagte aber "ich mag diese Art von Fleisch nicht" worauf der alte Mann erwiderte: "Gib es mir, ich kann es schon essen." Nachdem er es aufgegessen, sagte er zum Knaben: "Bring etwas Walhaut herein." Was der brachte, war aber in Wirklichkeit Vogelmist. Er gab es dem Eskimo, der erklärte, das könne er nicht essen. "Gib es mir" sagte der Alte, "ich kann es essen." Dann hieß er den Knaben Walbeine bringen. Er bot das dem Eskimo an, der wieder erklärte, er könne das nicht essen. Der Alte sagte wieder "ich kann es essen, gib es mir". Nachdem er es aber verzehrt hatte, sagte er "mein Magen tut mir weh" und spie alles, was er gegessen hatte, aus.

Nicht weit von da war das Haus einer Möve. Der Jäger wurde eingeladen, einzutreten. Er ging hinein und die Möve gab ihm getrocknete Fische, die er sehr zufrieden verzehrte. Dann verließ er sie, ging nach Hause und erzählte, wie ihn die Vögel bewirtet hatten.

Quelle: Eskimomärchen, übersetzt von Paul Sock, Berlin o. J. [1921], Nr. 41, S. 155.
aus: L. Turner: Ethnology of the Ungawa district. Hudsonbay territory (Annual Report of American Ethnology, Vol. VII. Washington 1889/90).