Der Bär und der Fuchs

Der Bär und der Fuchs gingen zum Roden, nach einer kurzen Weile aber hatte der Fuchs genug und sagte zum Bären: "Ich muß nach Ilmoila gehen, zur Taufe, die Bäuerin dort hat Kinder bekommen." Bär und Fuchs hatten beide je eine Bütte Butter als Wegkost. Da ging der Fuchs hin und aß aus der Butterbütte des Bären. Als er zurückkam, fragte der Bär: "Na, welchen Namen haben sie ihm gegeben?" - "Der Erste", sagte der Fuchs.

Nach einer kleinen Weile sagte der Fuchs zum Bären: "Man hat mich schon wieder zur Taufe geladen, die Tochter hat dort Kinder bekommen." Der Bär sagte: "Was läufst du immerzu dort hin, laß uns jetzt roden." - "Aber nein, ich soll unbedingt hingehen." - "Na, denn geh schon", sagte der Bär wieder. Der Fuchs ging zur Butterbütte des Bären. Als er zurückkam, fragte der Bär wieder: "Welchen Namen haben sie ihm gegeben?" - "Der Zweite", sagte der Fuchs.

Wieder rodeten sie eine Weile, dann sagte der Fuchs: "Man hat mich schon wieder nach Ilmoila zur Taufe geladen, dort hat jetzt die Frau vom Knecht wieder Kinder bekommen." - "Na, denn geh schon", sagte der Bär. Der Fuchs ging zur Butterbütte des Bären. Als er zurückkam, fragte der Bär: "Welchen Namen haben sie ihm jetzt gegeben?" - "Der Dritte", sagte der Fuchs.

Sie gingen zur Vesper, als aber der Bär seine Bütte öffnete, so war sie ganz sauber. Schon hatte der Bär den Fuchs im Fang. Im Rachen des Bären fragte der Fuchs: "Wo steht der Wind, wo steht der Wind?" Der Bär sagte: "Im Osten, im Osten." Wieder fragte der Fuchs: "Wo steht der Wind, wo steht der Wind?" - "Im Südwesten", sagte der Bär und öffnete seinen Fang, und der Fuchs sprang heraus und unter einen großen Stein. Der Bär wurde wütend und warf Steine und Baumstämme um. Der Fuchs sagte: "Zerkratze die Bäume und Wurzeln, mir aber taugen deine Krallen nicht!"

Endlich sagte der Fuchs unter dem Stein hervor: "Laß uns sehen, wer von uns der Schuldige ist, laß uns dort auf den Felsen gehen und sehen, aus wessen Hintern die Molke tropft, dann wird sich zeigen, wer die Butter gegessen hat." Dann legten sie sich auf dem Felsen nieder. Der Bär schlief, aber der Fuchs, der ja der Schuldige war, blieb wach. Er ging hin und ließ dem Bären Molke in den Hintern laufen und sagte zum Bären: "Steh auf, sieh mal, wie die Molke aus deinem Hintern läuft." Der Bär stand auf und sagte: "Immer bin ich schuld."

Sie gingen zum Schwenden, der Fuchs aber lag nur im Gebüsch. Der Bär sagte: "Komm jetzt schwenden, was liegst du da herum?" - "Ich bewache das Feuer", sagte der Fuchs. "Na, dann bewache es!" sagte der Bär.

Sie gingen zum Säen. Der Bär sät, und der Fuchs geht wieder in den Wald. Der Bär sagte: "Na, komm jetzt säen." - "Ich habe keine Zeit, ich muß die Vögel verscheuchen, damit sie nicht die Saat auffressen", sagte der Fuchs. "Na, meinetwegen", sagte der Bär.

Und der Bär säte, und das Korn wuchs und wurde geschnitten und wurde auf die Darre gebracht. Sie gingen zur Darre. Der Fuchs stieg nach oben auf die Darrenbalken, als der Bär zu Dreschen begann. Der Bär sagte: "Komm jetzt dreschen." - "Ich muß doch die Balken festhalten, damit sie nicht auf dich fallen." - "Na, meinetwegen", sagte der Bär.

So drosch der Bär und worfelte und sagte zum Fuchs: "Komm jetzt das Korn zu teilen." Der Fuchs sagte: "Du weißt wohl, der Größere bekommt den größeren und der Kleinere den kleineren Haufen." Der Spreuhaufen, den der Bär bekam, war größer und der Kornhaufen, den der Fuchs bekam, war kleiner, aber der Bär merkte es nicht.

Dann legte jeder seinen Teil in einen Sack, und sie gingen zur Mühle.

Als das Mehl gemahlen war, kochten sie beide Brei aus ihrem Mehl. Der Bär sah, daß der Brei des Fuchses weiß war, und daß sein eigener, der aus Spreu gekocht war, schwarz aussah, und er sagte: "Warum ist dein Brei so weiß und meiner wiederum so schwarz und bitter?" - "Ich bin in die Röhre des Schornsteins gekrochen und habe Fett aus meinem Feuerstahl fallengelassen, geh auch du, und auch dein Brei wird weiß werden." Der Bär kletterte hinauf und fiel von dort rücklings in den Breikessel.

Der Bär fing zu brüllen an, als ihm der Arsch brannte. Der Fuchs sagte: "Gehe jetzt zur Quelle der Frauen von Ilmoila, um deinen Arsch zu kühlen." Der Bär ging dorthin. Und der Fuchs lief und rief den Ilmoila-Frauen zu: "Der Bär verschmutzt euren Brunnen!" Die Ilmoila-Frauen liefen hinzu, um mit ihren Tragstangen den Bär von ihrem Brunnen zu jagen. Inzwischen lief der Fuchs zu den Sauermilchzubern der Frauen, fraß sich den Wanst voll und goß den Rest über sich. Der arme Bär mußte weglaufen, obwohl ihm der Arsch noch immer brannte. Dann ging auch der Fuchs von den Sauermilchzubern fort, damit ihn die Frauen nicht zu Hause erwischten.

So flohen der Fuchs und der Bär jeder seines Weges in den Wald. Da trafen sie wieder aufeinander. Der Bär sagte zum Fuchs: "Trage mich jetzt, mir tut alles schrecklich weh, denn die Ilmoila-Frauen haben mich geschlagen." - "Niemals, ich bin noch viel kränker", sagte der Fuchs, "trage du mich." - "Das bist du wohl, denn das Gehirn läuft dir schon aus dem Kopf", sagte der Bär, - denn die Sauermilch tropfte dem Fuchs vom Kopf. "So setz dich denn auf meinen Rücken", sagte der Bär.

Der Bär trägt den Fuchs. Der Fuchs sagte: "Der Kranke trägt den Gesunden!" - "Was sagst du?" sagte der Bär. "Ich sehe mir dort die Sternchen am Himmel an."

Wieder trägt er ihn eine Weile auf seinem Rücken. Wieder sagte der Fuchs: "Der Kranke trägt den Gesunden!" - "Was sagst du?" sagte der Bär. "Ich erzähle, wie der kleine Vogel dort singt", sagte der Fuchs.

Nachdem sie wieder eine kleine Strecke Weges gegangen waren, sagte der Fuchs wieder: "Der Kranke trägt den Gesunden!" Jetzt hörte der Bär, was jener sagte, warf ihn vom Rücken und hätte den Fuchs erwürgt, aber der Fuchs stellte sich tot. Der Bär ließ ihn dort liegen und ging in den Wald.

Da kam ein Fischer des Weges, freute sich über den toten Fuchs und legte ihn auf seine Fuhre. Der Fuchs warf heimlich nach und nach Fische von der Fuhre auf den Weg und sprang schließlich selbst ab und sammelte die Fische auf.

Da kam ihm der Bär wieder entgegen und sagte: "Woher hast du so viele Fische bekommen?" Der Fuchs sagte: "Ich habe sie mit meinem Schwanz aus der Quelle der Ilmoila-Frauen gefangen." - "Gibt es da noch immer Fische?" sagte der Bär. "Ja, immer noch", äffte der Fuchs ihm nach, "geh nur und hänge deinen Schwanz so lange hinein, bis etwas anbeißt." Der Bär ging hin und hing seinen Schwanz in die Quelle, so lange, bis er eingefroren war. Der Fuchs wußte es, ging hin und rief: "Geht nun wieder hin und seht, der Bär verschmutzt euren Brunnen!" Die Ilmoila-Frauen gingen mit den Tragstangen hin. Als der Bär dies sah, riß er seinen Schwanz ab und floh in den Wald. Seither hat der Bär nur einen Schwanzstummel.

Quelle: Ylöjärvi B. A. Paldani I. 3. 1852, Salomon Erkinpoika, Knecht. SK I 19.
AT 15 + 6 + 9 + 3 + 4 + 1 +2
aus: Lauri Simonsuuri, Pirkko-Liisa Rausmaa, Finnische Volkserzählungen, Berlin 1968