Der Hund lädt den Wolf zur Hochzeit ein

Der Wolf wollte den Hund holen. Der Hund sagte: "Schlepp mich nicht weg, - wir haben doch beide die gleiche lange Schnauze, - darum lade ich dich auch zur Hochzeit ein." Der Wolf sagte: "Wie komme ich denn in die Stube hinein?" - "Warte hinter unserer Darre", sagte der Hund.

Der Wolf kam des Nachts, als die Hochzeit schon angefangen hatte. Der Hund ging, ihn hinter der Darre zu holen, und sie gingen hintereinander in den Hausflur. Der Hund heulte, um in die Stube eingelassen zu werden. Der Bauer öffnete die Tür, der Hund ging voran, der Wolf hinterher.

Sie gingen unter den Tisch. Da goß der Hund dem Wolf Branntwein ein. Sie tranken und fraßen Knochen. Der Wolf sagte zum Hund: "Soll ich singen, Schwager?" - "Singe nicht", sagte der Hund. Da goß er ihm einen zweiten und dritten Trunk ein. Der Wolf sagte: "Jetzt singe ich, Schwager." Der Hund sagte: "Singe nicht, Schwager, man wird deine Stimme erkennen." Da goß er ihm einen vierten Trunk ein und gab ihm einen Knochen zum Beißen darauf. Das aber vertrug der Wolf nicht mehr, er bekam einen Schwips und sagte: "Ich singe, ich singe und ich singe doch: o-o-o-o-o!"

Da schrak die ganze Hochzeitsgesellschaft auf: "Wer hat den Wolf in die Stube gebracht?" riefen sie. Einer ergriff einen Quirl, der andere einen Kochlöffel, ein dritter einen Feuerhaken, den Wolf zu schlagen, und sie brachten den Wolf ums Leben.

Quelle: Antrea. H. A. Reinholm II 7. 1848. SK I 129.
AT 100.
aus: Lauri Simonsuuri, Pirkko-Liisa Rausmaa, Finnische Volkserzählungen, Berlin 1968