4. Der Feigenbaum *)
Die Götter und die Asura ², beide von Pradschapati ³ stammend, stritten um die Herrschaft. Da gingen alle die Bäume des Waldes zu den Asura über; nur der Feigenbaum verließ die Götter nicht. Als die Götter die Asura besiegt hatten, entzogen sie ihnen die Bäume wieder. Sie sprachen: "Wohlan! Die Nahrung, welche sich in diesen Bäumen befindet, ihren Saft, lasset uns in den Feigenbaum legen! Sollten sie wieder von uns gehen, so mögen sie uns erschöpft verlassen, wie eine leergemolkene Kuh, wie ein Stier, welcher gezogen hat." So legten sie die Nahrung, welche sich in diesen Bäumen befand, ihren Saft, in den Feigenbaum. Infolge dieser Stärke reift er, wenn jeder andere Baum es auch tut; deshalb ist er immer saftreich, immer voll Milchsaft, daher vereinigt der Feigenbaum in sich alle Nahrung.

*) Genau: Ficus glomerata (udumbara).
² Götterfeinde, d. i. "Titanen" oder "Dämonen".
³ Der Name des Schöpfers in den Brahmana.

Quelle: Johannes Hertel, Indische Märchen, Jena 1919, S. 16.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Christine Haack, März 2005.