5. Entstehung der Mondphasen und der Schwindsucht
Pradschapati vermählte seine Töchter, die Nakschatra, dem König Soma *). Er aber wohnte nur der Rohini bei. Die andern, mit welchen er keinen Umgang pflog, gingen wieder von ihm. Daher geht ein Weib wieder, wenn man mit ihm keinen Umgang pflegt. Er ging ihnen nach und warb wieder um sie. Pradschapati aber gab sie ihm nicht wieder. Er sagte zu ihm: "Wohne allen gleichmäßig bei; dann will ich sie dir geben." Er aber wohnte wieder nur der Rohini bei. Dieses Unrechts wegen ergriff ihn die Krankheit. Der Mond aber ist der König Soma. Indem ihn, den König, diese Krankheit ergriff, entstand die Königskrankheit (- Schwindsucht). Er trocknete aus wie ein Strohhalm. Da flehte er Pradschapati um Hilfe an. Dieser sprach: "Wohne allen gleichmäßig bei; dann will ich dich davon befreien." Daher weilt seitdem der Mond bei allen Nakschatra gleichmäßig. Da opferte Pradschapati für ihn ein den Allgöttern geweihtes Mus in der Neumondsnacht. Dadurch befreite er ihn von der Krankheit. Der König Soma nahm zu in dem Maße, in dem jener (Mond am Himmel) zunimmt. - Das den Allgöttern geweihte Mus soll in der Neumondsnacht opfern, wer sich etwa vor der Schwindsucht fürchtet. Der Oberpriester befreit ihn dadurch von der Schwindsucht. Der Kranke nimmt zu in dem Maße, wie jener (Mond am Himmel) zunimmt.

*) "König Soma" ist die Pflanze, aus welcher der berauschende Unsterblichkeitstrank bereitet wird, dieser selbst, und schließlich das Gefäß, in dem er aufbewahrt wird, nämlich der auch, wie in obiger Lage und unten im Sauparna, persönlich gedachte Mond, Pradschapatis Töchter sind die Nakschatra, die Sternbilder, welche die abendländische Astrologie als "Mondhäuser" bezeichnet. Eins von ihnen heißt Rohini. - die übrigen indischen Formen der obigen Sage wird man in des Vfs. "Altind. Natursagen" zusammengestellt finden.

Quelle: Johannes Hertel, Indische Märchen, Jena 1919, S. 16 - 17.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Christine Haack, März 2005.