8. Uschanas Kawja geht zu den Göttern über

Als die Götter und die Dämonen kämpften, erfochten sie lange keinen entscheidenden Sieg. Brihaspati war der Oberpriester der Götter, Uschanas Kawja der der Dämonen. Den Ritus nun, den die Götter vorwärts ausführten, den führten die Dämonen rückwärts aus. Da dieser Ritus der gleiche war, so erfocht er keinen entscheidenden Sieg. Unter ihnen wußte ein dreiköpfiger Gandharwa den Sieg. Der war…¹. Dieser hatte auf den Fluten eine schwimmende Schiffsstadt. Nun wußte Indra: "Der Dreiköpfige weiß, wer von uns beiden siegen wird." Er pflegte dessen Frau zu besuchen, weil er den Sieg begehrte, sagte er zu ihr: "Frag' deinen Gatten: "Wer von diesen Göttern und Dämonen, die schon lange miteinander kämpfen, wird den Sieg erringen?" Sie versprach es und ging hinab (oder: unternahm es). Indra aber verwandelte sich in einen Blutegel oder in ein Seegras und heftete sich an die Schiffswand. Sie fragte ihren Gatten: "Wer von diesen Göttern und Dämonen, die schon lange miteinander kämpfen, wird den Sieg erringen?" - "Nicht so laut!" sagte er, "denn die Erde hat Ohren." Darum sagen die Menschen noch heute (im Sprichwort): "Nicht so laut! Denn die Erde hat Ohren." - "Nein," erwiderte sie; "rede nur!" Da sagte er: "Diese beiden Brahmanen haben gleiches Wissen, Brihaspati unter den Göttern, Uschanas Kawja unter den Dämonen. Was die beiden tun, das bewirkt genau dasselbe. Die Opfergaben, die der eine opfert, die opfert auch der andere. Sie vereinigen sich miteinander und heben einander richtig auf. Wenn einer von beiden zu der andern Partei übergeht, so wird diese Partei siegen."

Als Indra das gehört hatte, verwandelte er sich in einen Papageien und flog davon. Der Gandharwa sah dem Fliegenden nach und sagte: "Diejenigen werden siegen, denen der Grüne gehört, der dort fliegt."

Indra begab sich zu Uschanas Kawja bei den Dämonen. Er sagte zu ihm: "Rischi. was sind das für Leute, die du da stärkst! Du gehörst doch zu uns, und wir zu dir! komm zu uns zurück!"

[Die beiden fliehen dann und erwehren sich der verfolgenden Dämonen durch weda-verse, die angefühlt werden, und die Götter besiegen nun natürlich die Dämonen.]

¹ Es folgt ein unverständliches, wahrscheinlich verderbtes Wort.

Quelle: Johannes Hertel, Indische Märchen, Jena 1919, S. 20 - 21.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Christine Haack, März 2005.