Die zwei bucklichten Musikanten

In einem Dorfe waren zwei Musikanten, die recht lustig aufspielen konnten; nur von der Natur waren sie etwas stiefmütterlich bedacht; denn jeder hatte einen bedeutenden Höcker.

Einer wußte sich durch sein freundliches Benehmen bei den Leuten beliebt zu machen, und auch die Kramerstochter sah ihn nicht ungern, wenn er nur den vorgedachten Höcker nicht hätte; der Kramer selber war ihm gewogen, aber von einem bucklichten Eidam wollte er durchaus nichts wissen.

Als der gute Musikus einstmals spät in der Nacht von einer Hochzeit über einen Berg nach Hause ging, kam er auf eine Wiese; der Mond leuchtete hell; da sah er unter einer Linde eine Menge kleiner Männchen, die fingen zuletzt noch zu singen an; aber diese kleinen Leute hatten feine dünne Stimmen, es fehlte der Baß. Obschon der Musikus etwas furchtsam war, trat er doch etwas näher hinzu und ließ seine Stimme kräftig erschallen; denn singen konnte er wie eine Grasmücke. Das schien den Männchen zu gefallen, und sie sangen nun mit noch größerem Eifer, ohne sich jedoch um den im Gebüsche verborgenen Bassisten zu kümmern; aber als sie mit ihrem Gesänge zu Ende waren, gingen sie auf ihn zu, schlössen um ihn einen Kreis, tanzten um ihn wie toll herum und fragten, was er für seinen geleisteten Dienst begehre.

"Mein Gott", rief der kaum zu Atem kommende Musikus, "nichts als - von meinem Buckel möchte ich los werden."

"Das kann gleich geschehen", riefen die Männchen, und zwei davon sprangen ihm auf den Rücken, hoben den Höcker herab und warfen ihn ins Gebüsch; so war er schlank wie eine Tanne; er bedankte sich und eilte nach Hause. Als ihn der Kramer kommenden Morgen sah, schlug er die Hände vor Verwunderung zusammen, und sein Töchterlein blinzelte verstohlen durch die Fensterläden und wußte nicht, ob es seinen Augen trauen sollte.

Am Platze des Dorfes begegnete ihm sein Kamerad, er hatte die Baßgeige auf dem Rücken und ging eben zu einer Musik über Land.

"Wie schaust du denn aus", rief dieser, und die Baßgeige wäre ihm bald vom Höcker gefallen, "wie hast du's denn angefangen, daß du auf einmal so schlank bist?"

Und der Musikus erzählte ihm von der Bergwiese und von den Männlein und wie er mitgesungen und wie sie ihm aus Dankbarkeit den Buckel abgenommen.

Da war sein Entschluß schnell gefaßt; gleich an demselben Abend, als er von der Musik heim ging, schlug er den Weg über die Bergwiese ein. Es war eine mondhelle Nacht, und die Männchen tanzten wieder um die Linde und sangen mit ihren feinen dünnen Stimmchen; da fiel der Musikant mit seiner tiefen Stimme ein; schnell sprangen die Männchen auf ihn zu, umringten ihn und fragten, was sein Begehr sei.

"Ach, mein Buckel" - aber die Männchen ließen ihn nicht ausreden, kicherten, was sie aus dem Hals brachten und tanzten wie besessen um ihn herum. Zwei davon huschten ins Gebüsch und brachten den Höcker seines Kameraden und hefteten ihn auf seinen Rücken, so mußte er statt mit einem mit zwei Höckern nach Hause wandern, und das Gekicher der Männchen hallte ihm noch aus der Ferne nach. Und wie lachten die Leute, als sie ihn mit seinen Höckern durchs Dorf gehen sahen. Sein Kamerad aber hing die Geige auf den Nagel und heiratete die Tochter des Kramers und war ein gemachter Mann.

Quelle: In: Carinthia I, Zeitschrift des Kärntner Geschichtsvereins, 58, 1868, S. 12 - 14 (mitgeteilt von Franz Francisci).