Gedichte aus Enzenkirchen
 

Bagatelle

Ein Bächlein rann,
so kleine – vom dunklen Schlamm ward´s müde,
floss über siebzehn Steine,
da ward es Dir zuliebe,
auf einmal wieder reine.

Aus den „Madonnenbildnissen“: Madonna im Wind

Der Wind spielt mit dem lichten Kleid,
Du stehst in Schönheit und Tugend,
stehst schlank auf der weiten, blumigen Heid´,
hell weht um Dich Frühling und Jugend.

Wie rein und ernst Dein Kind Du trägst,
Wie zart um die Schultern den Mantel ihm schlägt!
So schütze Dich Gott mit dem Kinde,
Du liebliche Mutter im Winde!

Alltäglicher Sonntag

Einmal im Tag erstirbt mir seine Hast,
einmal im Tag, mit all dem irren Glast.

Da schau ich meine beiden Hände an,
war, was ihr testet, immer wohlgetan?

Habt ihr gebaut - nach oben – Stein um Stein,
war einer Sehnen nach dem Werke rein?

Wenn meine Hände ruhn, einmal im Tag,
schenkt mitten in der Erden Hast und Plag.

Ein Stückchen Leuchten sich, wird gold und rund,
ein lichter Ring auf einem dunklen Grund.


Abendwind

Du gehst leis über leises Land,
rührst Ähren an mit weicher Hand,
und lassest sacht sie raunen.

Du fährst ins lose Kinderhaar,
spielst mit der hellen, süßen Schar,
du, mit den kleinen Launen.

Du greifst in ferne Wolken weit,
mit großer Hand ins graue Kleid,
und lässt sie langsam gehen.

Und du hauchst auch mein Herze an,
und machst ihm linder seine Bahn,
du, mit dem leisen Wehen.

Quelle: Friedrich Neisser, Märchen aus Enzenkirchen. Neu herausgegeben von Roger Michael Allmannsberger.
Von Roger Michael Allmannsberger freundlicherweise im Juli 2007 für SAGEN.at zur Verfügung gestellt.
© Roger Michael Allmannsberger