597. Der Rumpelschmied hat eine kluge Frau

Es war einmal ein armer Schmiedemeister, den man nur den Rumpelschmied nannte; sein Geschäft ging immer mehr abwärts und der Mann war schon in Gefahr, sein Haus zu verlieren. Als der Schmied einmal eine Reise machte, gesellte sich von ungefähr ein Fremder zu ihm und bald waren sie miteinander so bekannt, daß der Meister seinem Begleiter seine Not klagte. Der sagte nur, er wolle ihm aus seiner Armut heraushelfen und ihm Geld geben, soviel er wolle. Dafür aber müsse ihm der Schmied nach einer bestimmten Zeit drei Arbeiten auftragen, die er als Gläubiger nicht zu verrichten vermöge. Wenn er solche Arbeiten finde, dann brauche er sein Geld gar nicht mehr zurückgeben, wenn er es aber nicht fertig bringe, sei er ihm verfallen mit Leib und Leben. Dem Schmied schien das kein schlechter Handel und er unterschrieb den Vertrag.

Von da an hatte der Schmied Geld genug und sein Geschäft blühte, daß alle sich darob verwunderten. Als aber die Zeit kam, wo der Schmied die erste Frage Stellen sollte, kam er in große Verlegenheit, denn jener Unbekannte mußte wohl der Teufel gewesen sein und der verstand gar viele Künste und war nicht leicht zu überlisten. Das Weib merkte die Sorgen des Mannes und sie half ihm, indem sie ihm einen klugen Rat gab. Sie sagte nämlich, er solle dem Fremden, wenn er komme, Wolle geben von ihrem schwarzen Schaf und verlangen, daß er sie weiß wasche. Das vermochte der Teufel nicht, und die erste Gefahr war glücklich überstanden.

Übers Jahr kam der Böse wieder und auch diesmal vermochte er die Arbeit nicht auszuführen, denn der Schmied verlangte von ihm auf den Rat des Weibes, daß er aus seinem Leib ein Stück Fleisch herausschneide, das genau ein Pfund schwer wäre.

Als aber die letzte Frage zu Stellen war, kam der Schmied in große Verlegenheit. Gewann er die nicht auch noch, dann gehörte er dem Teufel für immer. Das schlaue Weib half ihm aber auch diesmal aus der Klemme. Auf ihren Rat ging der Schmied mit dem Fremden zum Bächlein, das seine Werkstatt in Betrieb setzte. Da fragte er den Teufel: „Kannst du mir sagen, ob ich dich jetzt in dieses Wässerlein hinein oder über es hinüber werfe?" Das konnte der Teufel nicht leicht wissen, denn hätte er gesagt „hinüber", dann hätte ihn der Schmied ins Wasser hineingeworfen, und hätte der Teufel gesagt „hinein", so hätte ihn der Schmied hinübergeworfen. So wurde der Teufel überlistet und der Schmied hatte seine Rettung seinem gescheiten Weib zu verdanken.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 597, S. 318