DER SCHWARZE PEPI

Mein Vater hat jedn Sonntag im Bett erzählt, und ich erzähle jetz aach Eich.

Potschkaj, heit sollst etwas hern iba aan klaanan Floh, der Schwarze Pepi hat ghaaßn und so scheen hat Geign spieln kenna, daß die Leit in der Rosngassn Rotz und Wassa habn gwaant! Also, es war aamol, wie noch ka Elektrische is bis zu da Rosngassn gfahrn und auf da Gassn aach ka Lichta habn brennt und die Leit im Zimma noch aan Kerzn oda aan Eelfunsl habn brenna ghabt, also damals war 's, daß aan nixnutziga klaana schwarza Floh is aufgetaucht und hat die Leit so scheen ohne Geld untahaltn, daß sie gsagt habn, da liebe Gott muß an sie gedenkt habn, weil sie ja alle viel Sorgn und Leid habn ghabt. Und schau her, was so aan klaana Floh alles machn kann, man soll's gar nit glaubn!

Potschkaj, es war aan große Hochzeit in da Rosngassn, und aan scheene Braut hat imma gwaant, denn sie hat nit wolln das Weib von aan Fuhrmann sein, sie hat den Fiakara heiratn wolln. Das hat da klaane schwarze Floh, da Schwarze Pepi, gwußt, und er hat den Fuhrmann zu zwickn angfanga, wenn er der Braut aan Bußl hat wolln gebn. Da is da Fuhrmann aans gsprunga und hat „Jau!" gschrien. Und des is efta passiert, bis da Fuhrmann die Hochzeit hat stehnlaßn und die Braut sitzn.

Aan andersmal war aan Taglehna, der war jedn Tag voll und hat kaum auf die Fieß stehn kenna. Seine Kinda habn ihm ausm Wirtshaus gfiehrt, und des war sehr traurig zu sehgn. Da hat da klaane Pepi zu tun kriegt und hat bei jedn Schluck Schnaps den Taglehner in der Nasn gezwickt, daß der aach „Jau!" hat gschrien, und des hat der klaane Schwarze Pepi hundatmal gmacht, bis da Taglehna das Saufn aufgebn hat.

Potschkaj, aan andersrnal war wieda das Malheer groß, weil aan Weib so faul war, daß sie lieba gschlafn hat als garbeit. Imma war sie im Bett glegn und hat ihrm Mann nix gekocht. Also, des war aan große Plag fir die ganze Familie, und kaana hat gwußt, wie sie dem Weib die Faulheit abgwehna solin. Der klaane Schwarze Pepi hat die viele Träna nimma sehgn kennan und hat angfanga das Weib an die Fußsohln zu zwickn, bis sie „Jau!" hat gschrien, und schaut's her, sie is fleißig wordn und hat gekocht, gwaschn, gebieglt und die Wohnung sauba gmacht. Aba kaana hat gwußt, wie das zuganga is.

Aamol war aan klaanas Mädl krank, und kaana hat gwußt, was ihr fehlt, und kaana hat gfragt, was ihr weh tut. Das klaane Mädl war glegn und glegn und is jedn Tag weniga wordn wie da Schnee in da Sonna. Da Dokta is komm und ganga, aba nix hat gholfn, ka Pulva und kaan Saftl. Was soll ma da machn? „Da muß man helfn, oda sie geht zugrund!" habn ihre Eltern gsagt.

Potschkaj, der klaane Schwarze Pepi war grad wieda in Temeswar und hat schaun gehn wolln, was noch alle in da Rosngassn machn tun. Da hert er von dem klaanan Mädl und is so schnell hinganga wie aan Reitpferd. Kaana hat ihm gsehgn, und kaana hat ihm ghert und nur im Traum an ihm gedacht. Alles, er hat sich alles gut angschaut und gsehgn, dem klaanan Mädl fehlt nix anderes als aan bißl Freid im Leib und aan bißl Lachn. „Das soll sie habn!", so hat er scheen mit sich selbst gred und is um seine Geign ganga, die sogar aan totes Kind ins Lebn zuruckgrufn hat. Aso er geht und spielt dem Mädl und spielt so scheen, daß es ausm Bett steigt und um am Tisch tanzt und hupst, und sehgn'S, bald war sie wieda gsund und is spieln ganga wie alle Kinda. Der Schwarze Pepi aba hat sei Geign gnomma und is weita-ganga. Ohne zu grießn oda aan Wort zu sagn.

Er is viel in da Welt herumkomma, bis er wieda in die Rosngassn is kornma. Da hat aba der Fuhrmann nimehr glebt, nur der Fiakara und sein Weib, die Lisa. Aba aach die hat schon weiße Haar ghabt und Runzl im Gsicht, etwas dicka is sie wordn, aba scheen war sie noch imma, und der klaane Pepi hat sie gern kriegt und hat ihr Geign gspielt jedn Abend, ohne daß sie ihm gsehgn hat. Sie hat glaubt, aan Grilln is es. Aba aamol hat sie ihm doch gsehgn. Er war auf ihrem Nachthemd gsitzt. Da hat sie den Floh gnomma und gleich in die Lavor mit Wassa gebn. Da hert sie aan dinne Stimm: „Ach, laß mich doch nicht im Wasser, ich bin der Floh, der dei Fuhrmann solang gezwickt hat, bis er durchgegangen ist von der Hochzeit und du den Fiakarer heiraten hast können! Hast du es vergessen?" Da hat aba die Lisa gschaut und den klaanen schwarzn Floh, der wie aan Punkt ausgschaut hat, ausm Wassa gnomma. „Danke dir, liebe gute Lisa, du sollst es nicht bereuen!" Und fort is er ghupst und ad je auf Nimmasehn!

Und schaut's, man soll es gar nit glaubn, nach Jahrn is da Floh wieda da gwesn und hat gschaut, was die Lisa macht. Die ändern warn schon alle tot, nur die Lisa war noch da mit weißm Haar und aan Stock in da Hand. „Guten Tag, Lisa!" so grießt da Floh. „Von wo kommst du?" „Ach, von der weiten Welt, wo es soviel Elend und Not gibt und wenig Freude." „Was willst du hier? Mein Mann liegt aufm Friedhof, meine Kinder sind im Krieg und mein Enkel geht in die Schule." Wie des der klaane Schwarze Pepi hert, hat er sich zammgepackt und ist gleich in Krieg zu die Kinda von der Lisa. Er hat sie solang gezwickt, bis sie rausgschickt sein wordn als untauglich, und aach andre Soldatn hat er gezwickt, so war der Krieg bald aus, und alle sein zausganga.

Die Lisa hat dann gwart, daß da Pepi wieda erscheint, aba er is nie wiedakomma, und niemand waaß, wo er gebliebn is. Des is die Geschieht vom Schwarzen Pepi. Und jetzt auf, sonst bleibn mir bis Mittag im Bett liegn!

(Nach Anton Mokka wiedererzählt von Hans Mokka, Temeswar)

Quelle: Banater Volksgut, Erster Band, Märchen, Sagen und Schwänke, Herausgegeben von Walther Konschitzky und Hugo Hausl, Bukarest 1979, Seite 27