Kosmogonie der Potawatomis
oder der Feuermacher

Die Potawatomis sagen, daß die Welt von zwei mächtigen Geistern regiert werde, nämlich von Gitschi Manitu, dem guten, und Matschi Manitu, dem bösen Geist.

Als Gitschi Manitu die Erde geschaffen hatte, füllte er diese mit einer Menge Wesen, die zwar menschlich aussahen, sich aber sehr unmenschlich benahmen. Es waren dies abscheulich gemeine Schlingel, denen es im Traum nicht einfiel, ihrem Schöpfer zur Freude zu leben und ihm für die vielen Wohltaten zu danken, die er sie genießen ließ. Deshalb war's auch kein Wunder, daß er über sie ärgerlich wurde und sie alle in einer großen Wasserflut ertränkte.

Nachdem darauf die Erde wieder trocken geworden war, schuf Gitschi Manitu wieder Menschen, aber vorläufig nur einen, dem er später, als diesem das Leben doch ein wenig zu langweilig vorkam, noch eine liebende Schwester zugesellte.

Nun ließ der Große Geist einst dem jungen Mann durch einen Traum sagen, daß eines Tages fünf Männer kommen würden, um seine Schwester zu besuchen. Diese solle aber nur dem letzten der Männer Gehör schenken und mit ihm scherzen und lachen; den übrigen vier dagegen solle sie stumm die Tür zeigen.

Der erste, der in ihrer Hütte erschien, hieß Usama oder Tabak; er fiel, als ihm die Tür gewiesen wurde, ohnmächtig nieder und starb. Wapako, der Kürbis, Eschkossimin, die Melone, und Kokihs, die Bohne, erlitten dasselbe Schicksal. Nur Tamin, der Mais, wurde anders bewillkommnet. Das schöne Mädchen ging ihm huldreich entgegen, hieß ihn an ihre Seite setzen und sprach dann so verfänglich mit ihm, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sie zu heiraten. Aus ihrer Verbindung stammen alle Indianer.

Als Tamin die vier erfolglosen Freier begraben hatte, wuchsen aus ihren Gräbern der Tabak, die Melonen, die Bohnen und die Kürbisse hervor, so daß es der Menschheit nun an nichts mehr mangelte.

Quelle: Karl Knortz, Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Jena 1871, Nr 69