Der Fuchsteufel in der Wildweiberhöhle

Unterhalb des Kümmelsbergs, gut verborgen in einem kleinen Gehölz, befindet sich die Wasenbacher Wildweiberhöhle. Der Eingang zur Höhle ist so niedrig, dass ein Erwachsener sie nur auf allen Vieren kriechend betreten kann. Doch schon nach zwei Metern erweitert sich der Gang, und man steht in einem mannshohen Raum. Die Höhle muss auf Grund natürlicher geophysikalischer Ursachen entstanden sein. Ihr Inneres ist absolut trocken im Gegensatz zu den vielen im neunzehnten Jahrhundert in Wasenbachs Wäldern angelegten Schiefer- und Erzstollen. Der Wildweiberhöhle lastete noch in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts etwas geheimnisvoll Mystisches an. Kinder, die damals die Höhle zum Spielen benutzten, betraten sie nur zögerlich ängstlich und mit eiskalten Schauern, die ihnen über die Rücken liefen. Woher rührte der magische Ruf dieser unscheinbaren Höhle? Vor einigen Jahrhunderten hatte eine Fuchsfamilie die Wildweiberhöhle zu ihrem Bau gemacht. Über Generationen wurde sie von Füchsen - diesen heimlichen Schleichern und Räubern - bewohnt, ohne dass eine Menschenseele es bemerkte. Dann aber infizierte sich einer der Füchse an Tollwut. Es kam, wie es kommen musste. Bald waren alle Füchse tollwütig. Damit nicht genug. Die Tiere bissen in ihrer Rage auch einige Wasenbacher, bevor sie verendeten. Die von der Tollwut befallenen Menschen starben auf elende Weise, die Krankheit war damals noch weitgehend unbekannt. Da sich die Menschen aber durch die Füchse angesteckt hatten, glaubte man, dass sei die Schuld eines Fuchsteufels und mied seitdem die Höhle.


Quelle: Die Sagen aus der Wasenbacher Gegend (Rheinland-Pfalz), Reinhard Güll, E-Mail-Zusendung vom 21. Februar 2005