Der Traum von den drei Regentropfen

Matthias, Emil und Thomas waren drei lustige Gesellen, richtige Lausbuben, über deren Streiche alle gern lachten. Wenn es draußen regnete, blitzte und krachte, fühlten sich Matthias, Emil und Thomas am wohlsten: Da hatten sie Ausgang, ließen sich vom Wind durch die Luft wirbeln und schlugen begeistert Purzelbäume. Bis auf die Straße hinunter konnte man sie lachen hören.

Einmal aber geschah es, daß die Sonne hartnäckig drei Wochen auf die Erde brannte und alle Regenwolken vom Himmel drängte. Matthias, Emil und Thomas versteckten sich in dieser schrecklichen Zeit hinter einer Schäfchenwolke. Den drei Freunden paßte das gar nicht: drei Wochen stillsitzen, ohne Herumtollen und Abenteuer- war das langweilig!

Matthias schimpfte mit Emil, der beschuldigte Thomas, und Thomas stritt mit Matthias; alle drei zogen düstere Gesichter. Sie stritten so lang, bis es plötzlich fürchterlich krachte. Erschrocken drehten sich die drei um und drängten sich ängstlich an ihre Schäfchenwolke.

Dann aber lachten sie.

Am Himmel wuchs ein dunkles Gewitter, schwere Wolken zogen heran, begleitet von Blitz und Donner. Schon klatschten die ersten dicken Tropfen auf die Erde.

"Hurra, wir haben Ausgang!" riefen Matthias, Emil und Thomas, sprangen vergnügt von ihrer Wolke und ließen sich vom Wind treiben. Einmal in sausender Fahrt nach unten, dann wieder Purzelbäume schlagend nach oben, hin und her, auf und ab ging die muntere Fahrt.

Da erblickte Matthias auf der Straße einen bunten Regenschirm. So ein schönes Regendach! Das wollten sich die drei genauer ansehen. Schwups- schwaps- platsch- und alle drei landeten nacheinander auf Caterinas neuem Regenschirm. Fasziniert hüpften sie von einem Farbtupfen zum anderen. Der Schirm war groß genug, daß alle Platz zum Spielen fanden. Dem Emil wurde das Spiel auf den bunten Kreisen bald zu langweilig. Er wollte wissen, was unter dem Schirm passierte, beugte sich tief hinunter und schielte über den Rand des Schirmes. Da marschierte ein kleines Mädchen, rote Stiefel und eine grüne Hose hatte es an.

Verzückt beobachtete Emil, wie Caterina schnurstracks von einer Waserpfütze in die nächste hüpfte. Einfach toll! Emil konnte nicht widerstehen, auch er wollte in die Pfütze. Sogleich setzte er zum Sprung an, horuck, und weg war er!

Emil hatte sich aber gründlich verrechnet, das Ziel verfehlte er weit und landete in Caterinas aufgekrempelter Hose.

"Hilfe!" schrie er verzweifelt.

Und noch einmal: "So helft mir doch!"

Matthias und Thomas eilten in weitem Satz hinzu und befreiten Emil aus seiner verzwickten Lage.

"Noch einmal gutgegangen", schnaufte Thomas, und Matthias pflichtete ihm bei.

Erschöpft aber glücklich bedankte sich Emil bei den beiden: "Ihr seid die besten Freunde, die ich habe! Aber kommt wir müssen uns verziehen, bevor die Sonne wieder über die Regenbogenbrücke kommt!"

Emil, Matthias und Thomas kletterten über Caterinas grüne Hose, hielten sich am Wind fest und flogen dem Himmel zu. Dort warteten die drei Regentropfen, bis die nächste Gewitterwolke kam und der Wind sie weiterschubste.


Quelle: E-Mail-Zusendung von Lilo Galley, aus Caterinas Träume (I sogni di Caterina) 1992, vom 4. September 2004.