VON EINEM BAUERN UND DREI PFAFFEN

In dem Bayerland, da liegt ein großes Dorf, nicht weit von Straubing. Darin, da saß ein Bauer, der hatte eine schöne Frau. Nun waren aber da drei Pfaffen, die hatten alle drei sich in die Bäuerin vergafft und gingen ihr nach, Tag und Nacht, so daß sie keine Ruhe vor ihnen hatte. Aber sie wollte sie nicht erhören. Zuletzt sagte sie es ihrem Mann, der sprach: »Nun, wohlan, so tun wir ein Ding und laden sie alle drei ein. Einen immer eine Stunde später als den ändern. Dann will ich unser großes Weinfaß aufrecht stellen, da gehen etwa 25 Ohm darein, und will es voll Wasser gießen. Und wenn der erste kommt, so gib ihm gute Worte, alsdann will ich anklopfen, und dann sprich: Ach Herr, es kommt mein Mann! Steigt schnell in das Faß, damit ich ihm auftun kann! Und wenn er hineinsteigt, so hilf ihm, daß er hineinfällt, alsdann will ich kommen und ihn gar darin ertränken.« Die Frau sprach: »Ach, sollen wir also drei Morde vollbringen? Ich möchte mich fast vor ihnen hüten.« - »Hörst du nicht«, sagte der Mann, »was ich dir sage?« Die Frau mußte also dem Gebot ihres Mannes folgen, denn sie wollte nicht, daß der Mann gedachte, sie buhlete mit ihnen. Sie bestellte also einen nach dem ändern. Die Mönche waren froh, und es kam der erste. Als er kam, waren sie fröhlich, und der Pfaff wollte immer auf den Ofen steigen. Als aber den Bauern deuchte, daß es Zeit sei, klopfte er an, und alsbald erschrak der Pfaff. Da sprach die Frau: »O mein Herr, es kommt mein Mann!« Er sprach: »Meine liebe Frau, wo soll ich hin?« Sie sprach: »Mein Herr, steigt in dieses Faß, bis er wieder aus dem Haus geht!« Der gute Pfaff meinte, er wolle nur kurz hineinsteigen, da half ihm das Weib, daß er mit dem Kopf zum ersten hineinfiel, und es ertrank der gute Pfaff. Also ging es auch mit dem zweiten und dem dritten. Als nun die drei Pfaffen ertrunken waren, wußte der Bauer nicht, wie er sie mit Ehren aus dem Haus bringen sollte. Es trug sich zu, daß ein guter Bruder durchs Dorf bettelnd zog, und er kam auch vor das Bauernhaus und bat um eine Zehrung. Da sprach der Bauer: »Mein lieber Bruder, ich hätte eine Bitte an dich, wenn du mir folgen wolltest, ich wollte dir zehn Gulden schenken.« Der Landsknecht sprach: »Was ist es?« Da fing der Bauer an und sprach: »Es ist ein Pfaff in mein Haus gekommen und hat mir mein Weib notzüchtigen wollen, da bin ich dazugekommen und habe ihn gleich in das Faß geworfen. Darin ist er ertrunken.« Somit zog er den einen aus dem Faß und sagte: »Wenn du ihn nun wolltest in das Wasser tragen, das die Mühle treibt!« Der Landsknecht sprach: »Ja, das will ich tun«, nahm den Pfaffen auf den Rücken und lief mit ihm zum Wasser, warf ihn hinein, daß das Wasser über ihm zusammenschlug, und sprach: »Wohl einher, in aller Teufel Namen! Willst du buhlen und weißt den Reim nicht!« Ging also wieder zu dem Bauern und wollte seinen Lohn fordern. Dieweil, so hatte der Bauer den ändern auch aus dem Faß getan, und als der Landsknecht kam, sprach der Bauer: »Hast du ihn hineingeworfen?« Er sprach: »Ja.« Da sagte der Bauer: »Er ist aber wieder da.« Da sprach der Landsknecht: »Ei, er ist des Teufels!« - »Sieh du, ob er nicht hinter der Tür steht!« Und als ihn der Landsknecht sah, sprach er: »Ei, so schänd ich Gott! Ich weiß, daß ich ihn hab hineingeworfen.« Aber er nahm damit auch den ändern und trug ihn dahin und warf ihn wohl in das Wasser. Sprach hiermit: »Da liegest du, schelmischer Pfaff, du sollst nimmer heraufkommen!« Und er ging wieder zu des Bauern Haus, da lief ihm der Bauer entgegen und sprach: »Wie tust du doch? Es steht der Pfaff wieder hinter der Tür.« Der Landsknecht sprach: »Hat uns der Teufel mit dem Pfaffen beschissen? Nun, so will ich ihn hinaustragen und will nicht davon, bis ich den Lauer *) nicht mehr sehe.« Er nahm damit den dritten Pfaffen, trug ihn hinaus, warf ihn in das Wasser, nahm eine Stange und stieß ihn wohl hinunter. Und sprach: »Nun glaube ich, daß du nicht wieder herauskommen wirst, es müßte dich der Teufel führen.« Als er auf dem Rückweg war, da kam von ungefähr ein Pfaffe geritten, der wollte gen Straubing. Als ihn der Landsknecht sah, meinte er, es wäre der Pfaff, den er hätte in das Wasser werfen sollen, fing an zu fluchen und zu schimpfen: »Du verzweifelter Schelm und Bösewicht! Nur Unglück hat dich allezeit in das Bauernhaus geführt!« Da nahm er ihn, riß ihn vom Pferd und ging mit ihm zum Wasser. Der gute Pfaff schrie, er solle langsam tun, aber es half nichts, er mußte auch ertrinken mitsamt den dreien. Der Landsknecht saß auf das Roß und ritt nach des Bauern Haus, und der gab ihm zehn Gulden, und der Landsknecht ritt davon.

*) Lauer: Schelm


Quelle: Valentin Schumann, Nachtbüchlein, der Erste theyl [...] (1559). Hrsg von Johannes Bolte. Tübingen 1893. Nr. 19.
aus: Leander Petzoldt, Deutsche Schwänke, Baltmannsweiler, 2002, S. 157