EIN REBKNECHT BESCHLÄFT SEINES MEISTERS WEIB

Ein Rebmann arbeitete auf eine Zeit mit seinem Knecht in den Reben. Und als es Mittag war, sagte er zu seinem Knecht: »Knecht, geh heim und heiße die Frau, dir Eier in Schmalz schlagen, und iß. Danach komm wieder heraus. So will ich dieweil hier draußen warten.« Der Knecht ging heim zu der Frau und sprach: »Frau, der Meister hat gesagt, ich soll bei Euch liegen.« - »Ei«, sprach die Frau, »das wirst du wohl glauben!« Sie lief hinaus zu den Reben und rief ihrem Mann schon von weitem zu: »Mann, soll ich's tun?« - »Ei, du Närrin«, sprach der Mann, »hast du's noch nicht getan? Geh eilends heim und tu es!« Er meinte aber, sie sollte dem Knecht Eier in Schmalz geben. Die Frau fragte nicht weiter, lief nach Hause und sagte zu dem Knecht: »Jetzt glaub ich dir erst, denn der Meister hat es mich selbst geheißen.« Der Knecht nahm die Frau, legte sie auf den Tisch, hatte seine Lust an ihr und ließ sie danach laufen. Als nun der Meister heimkam, da fing der Knecht an und beklagte sich, die Frau hätte ihm die Eier nicht genügend gebacken. Da der Meister das hörte, ward er erzürnt und sprach zu der Frau, sie sollte daran denken, die Eier ein ander Mal besser zu backen. Da waren der Knecht und die Frau wohl zufrieden und haben danach öfters solche Eier gebacken und miteinander gegessen.


Quelle: Martin Montanus, Das Ander theyl der Gartengesellschafft (um 1560). In: M. M.: Schwankbücher. Hrsg. von Johannes Bolte. Tübingen 1899. Kap. 73 (75).
aus: Leander Petzoldt, Deutsche Schwänke, Baltmannsweiler, 2002, S. 167