Die Burg von Shkodra

In Shkodra in Nordalbanien, an der Grenze zu Montenegro, haben drei Brüder eine große Burg gebaut. Jeden Morgen wenn sie auf der Baustelle ankamen, war der gesamt Bau wieder zerstört. Da ist ihnen eine Fee (oder eine weise alte Frau) erschienen, die gesagt hat, daß die Burg nur dann fertig wird, wenn sie die erste Frau, die auf die Baustelle kommt, lebendig einmauern. Sie dürfen aber keine Frau warnen.

Die beiden älteren Brüder warnen ihre Frauen und beide erfinden ausreden, daß sie am nächste Tag nicht das Essen für die Männer auf die Burg tragen müssen. Nur der Jüngste hält sich an das Schweigegebot und so bringt seine Frau, die gerade ein Kind (wohl einen Sohn) geboren hatte, das Essen auf die Burg. Als sie von ihrem Schicksal hört, bittet sie nur um Folgendes: Man soll eine Brust freilassen, daß sie ihr Kind nähren kann. Man soll eine Hand frei lassen, daß sie es streicheln kann und man soll ein Auge freilassen, daß sie über ihr Kind wachen kann.

eingemauerte Mutter © Lukas Morscher
Die eingemauerte Mutter stillt ihren Sohn
© DDr. Lukas Morscher, Juli 2005

Noch heute wird in Erinnerung daran das Wasser, das aus dem Kalkgestein entspringt, im regionalen Dialekt "Milch" genannt.

Diese Geschichte kennt noch heute jedes Kind in ganz Albanien.

Quelle: Sammlung DDr. Lukas Morscher, Emailzusendung vom 26. Juli 2005