Benau.

Auf dem Berge der schwarze Bruch ist ein Platz, das Moos genannt, worauf, zur Zeit als das Schappacher Thal noch ein See war, eine Stadt Namens Benau stand. Weil ihre Bewohner ein Leben wie die von Sodom führten und ein goldenes Kalb anbeteten, wurde dieselbe durch Gottes Strafgericht in die Tiefe des Berges versenkt. Neun Tage hindurch hörte man das Jammergeschrei der Versunkenen, und niemand war dem Verderben entgangen als der Pfarrer und der Meßner, welche, gerade zur Zeit des Untergangs der Stadt, anderwärts einen Kranken mit den Sterbsakramenten versahen.

Vor dreißig bis vierzig Jahren suchten zwei Männer aus dem Oberwolfacher Stab das goldene Kalb mit Hülfe von Zaubermitteln zu gewinnen. Weil der Bergspiegel ihnen gezeigt hatte, daß es bei dem Goldbrünnlein auf einer eisernen Kiste steht, trieben sie dort einen tiefen Stollen in den Berg. Schon waren sie bis zu dem Kalb gekommen; schon hatte der eine es am Schwanz gefaßt: da bekam er von unsichtbaren Händen solche Schläge, daß er seine Beute auf immer fahren lassen mußte. Bei diesem Schatzgraben hatten er und sein Genosse ihr ganzes Vermögen zugesetzt; außerdem ward, in der Folge, jener stockblind und dieser wahnsinnig bis zur Raserei.

In neuerer Zeit wurden auf dem schwarzen Bruch zwei Benauer Taufsteine ausgegraben. Den einen verwendete ein Hofbauer aus dem Stab Oberwolfach als Schweintrog; da fielen ihm alle Schweine, welche daraus fraßen, weßhalb er ihn eilig fortschaffte und der Johanneskapelle schenkte, die unweit seines Hofgutes steht. Der andere Taufstein war in der nächsten Sägmühle vor die Thüre des Ochsenstalls gepflastert worden; aber der erste Ochs, welcher darüber ging, brach ein Bein, worauf der Sägmüller den Stein ausgrub und auch der erwähnten Kapelle gab.

Auf dem Moos erscheinen in den heiligen Nächten schweifende Lichter; auch werden daselbst Leute vom Weg abgebracht und, oft stundenlang, in der Irre umher geführt.

Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 96.