Die Stadt Kems und das versunkene Heer.
In alter Zeit kam ein großes christliches Heer an den Schliengenerberg,
dort theilte es sich in zwei kleinere, und das eine zog nach Frankreich
auf das Ochsenfeld, das andere in die Stadt Kems, die auch Thonsul und
Ehrenstatt genannt wird. Sie hatte vier Stunden im Umfange; wo jetzt in
Krotzingen die Kirche steht, da stand das Schloß, wo die Ulrichskapelle,
die Pfarrkirche; die sogenannten Weingärten waren die Rebäcker
eines dabei gelegenen Frauenklosters; an der Stelle des Laufbrunnens auf
dem Moos befand sich der Marktbrunnen und nicht weit davon, wo nun ein
Sumpf, ein prächtiger Münster. Ohne daß man weiß,
warum, sind die Stadt und die beiden Heere zugleich in die Erde versunken.
Bei bevorstehendem Krieg ertönt aus der Tiefe Trommelschlag und das
Geläut der Münsterglocken. Einst aber, wenn die Christen, zu
einem kleinen Haufen zusammengeschmolzen, den letzten Rettungskampf gegen
die Ungläubigen wagen, kommen die zwei Heere ihnen zu Hülfe
und hauen den Feind in Stücke. Nach diesem gelangen sie zur ewigen
Ruhe, und die Christen auf Erden werden an Heiligkeit der ersten Gemeinde
unter den Aposteln ähnlich.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande
Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 40.