Der Mühlknecht und die Hexen.
In einer Dorfmühle auf dem Schwarzwald waren, Nachts beim Mahlen,
viele Knechte nach einander von Katzen arg verkratzt, ja, einige sogar
um das Leben gebracht worden. Hierdurch kam die Mühle so sehr in
Verruf, daß kein Mühlknecht mehr darin dienen wollte. Endlich
fand der Müller, als er über eine Brücke fuhr, darunter
einen Mühlbursch sitzen, der ihn fragte, ob er für ihn keine
Arbeit wisse. Jener erwiederte, daß er selbst schon lange einen
Knecht brauche, aber wegen der Katzen keinen mehr bekommen könne.
Da trat der Bursch ohne Bedenken in des Müllers Dienste, und als
er in der Nacht mahlen mußte, nahm er ein scharfes Beil zu sich
und legte um seinen Leib einen eisernen Reif. Gegen Mitternacht liefen
zwölf Katzen herein und auf ihn los, blieben aber vor ihm stehen,
und die hinteren riefen der vordersten zu, anzugreifen, worauf dieselbe
erwiederte, sie könne nicht. Endlich sprang sie doch an dem Bursche
hinauf und erfaßte den Ring; er aber hieb ihr mit dem Beile die
Pfote ab, daß sie mit den übrigen Katzen schreiend davon lief.
Nach zwei Stunden kam der Müller und erzählte, daß seiner
Frau die Hand abgehauen worden sei, ohne daß sie wisse, wie. Da
floh der Bursch aus der Mühle und zeigte die Sache dem Gericht an.
Durch scharfe Untersuchung brachte dasselbe heraus, daß die Müllerin
und elf andere der angesehensten Dorffrauen die Katzen gewesen, und ließ
sie dann als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden
und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 18.