Das Bild am Schwabenthor zu Freiburg.

Dieses Gemälde zeigt einen schwäbischen Landmann bei einem vierspännigen Wagen, der mit zwei Fässern beladen ist, und neben dem eine Katze läuft. Ueber die Begebenheit, welche das Bild darstellt, bestehen folgende abweichende Erzählungen.

1.

Ein Mann aus Schwaben führte zwei Fässer voll Gold, das zum Münsterbau in Freiburg bestimmt war, dahin; aber als er sie öffnete, waren sie mit Kieselsteinen gefüllt. Durch eifriges Nachforschen brachte er heraus, daß seine Frau (welche durch die Katze vorgestellt wird) eine Hexe sei und die Verwandlung vorgenommen habe, jedoch der Zauber gehoben werde, wenn er dessen Urheberin in Stücke haue. Ohne Bedenken that er nun dies, und sogleich war, statt der Kiesel, wieder das Gold da.


2.

Ein reicher Schwabenbauer hörte von der Schönheit Freiburgs und beschloß, es sich zu kaufen. Zu dem Ende lud er sein Geld in zwei Fässer, fuhr damit nach Freiburg und fragte: "Was kostet das Städtlein?" Daß es tausendmal mehr werth sei, als sein Geld, setzte ihn in große Verwunderung, worüber ihn die Freiburger tüchtig auslachten und noch mehr verspotteten, als die Fässer geöffnet wurden, und darin, statt Geld, Sand zum Vorschein kam. Die Frau des Bauers hatte nämlich das Geld heimlich aus den Fässern geleert, dafür den Sand hineingefüllt, und hierdurch den Beweis geliefert, daß in Schwaben auch gescheidte Leute zu finden seien.

Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 52.