Die Stegstrecker.
Den Andelsbach bei Pfullendorf mußte man lange Zeit durchwaden,
weil diese Reichsstadt mit dem benachbarten Gebietsherrn sich nicht über
den Kostentheil vereinigen konnte, welchen er am Stegbau übernehmen
sollte. Nachdem man endlich damit im Reinen war, wurde der Steg gebaut,
aber, als er fertig, zu kurz befunden. Da ließ der Stadtrath ihn
in's Wasser legen, um ihn aufzulockern, und nachher an dessen beiden Enden
Löcher bohren. An diese spannte man dann die Spitalpferde, je vier
an ein Ende, und trieb sie nach entgegengesetzten Richtungen, um den Steg
in die Länge zu dehnen. Dies hatte aber keinen anderen Erfolg, als
daß es den Pfullendorfern den Namen Stegstrecker verschaffte, welchen
sie bis jetzt noch nicht verloren haben.
Quelle: Bernhard Baader, Volkssagen aus dem Lande Baden
und den angrenzenden Gegenden. Karlsruhe 1851, Nr. 4