Das Ochsengespann im Blindensee

Auch soll einst ein Bauer aus der Umgebung mit seinem Ochsengespann in den Bereich des
Hochmoores geraten sein. Vermutlich hatte der Bauer, der den Wagen lenkte, unterwegs dem
Kirschwasser etwas reichlich zugesprochen und war auf dem Kutschbock eingeschlafen. Während des Traums zog er den falschen Zügel und lenkte sein Gespann dadurch direkt in das Moor. In dem Morast versanken alsbald, Wagen, Tiere und der Bauer. Drei Tage später, so erzählt man sich, sollen das Gespann, samt Bauer, in der Nähe von Kehl am Rhein wieder ans Tageslicht gekommen und gesehen worden sein.

Quelle: Nacherzählt von Klaus Kramer, Emailzusendug von Klaus Kramer am 14. Mai 2006.

Blindensee Moor © Klaus Kramer
Der Blindensee (Schwarzwald) ist heute auch ein Moor
© Klaus Kramer, www.klauskramer.de

Anmerkung

Der Blindensee - ein verwunschener Hochmoorsee liegt an der Grenze zwischen den Ortschaften Schonach und Schönwald im Schwarzwald. Über einen oberirdischen Abfluss verfügt der See nicht. Auf den Feuchtflächen in der Umgebung wachsen Krüppelkiefern und seltene Pflanzen, wie Wollgras, Binsen, Seggen, Moosbeere, Fieberkraut, Fettklee, Erika und Sonnentau. Sein dunkles Wasser scheint unergründlich tief. Der Seeboden ist vollständig vermoort. Bereits in 60 cm Tiefe beginnt eine erste dünne Schlammschicht, ohne dass man danach einen festen Boden erreichen kann.

Der stille kleine See mit seiner erhabenen Athmosphäre muss die Gemüter der Menschen schon in frühen Zeiten beschäftigt haben. Bis weit ins Mittelalter hinein war man davon überzeugt, dass alle Gewässer tief in der Erde durch ein weit verzweigtes wasserführendes Höhlensystem und einen unterirdischen Ozean miteinander verbunden seien. So schien es durchaus plausibel, dass  ihre Tiefe bodenlos sei, denn sie reichten ja bis auf den Grund des Urmeeres hinab. Ebenso war es glaubhaft, dass ein im Blindensee versunkenes Fuhrwerk, 60 km weiter, bei Kehl am Rhein wieder aufgetaucht sei.

Auch vom Titisee behauptet die Sage dass er bis ins Urmeer hinabreiche und dass der Ozean einst durch den Titisee ausbrechen würde. Hier ist es jedoch eine alte weiße Frau, die die Öffnung des Sees mit ihrer Haube verschloss. Jedes Jahr verfault ein Faden der Haube und wenn der letzte Faden verschwunden ist, wird auch hier der See ausbrechen und alles Land überschwemmen.
 
Der heutige Name ‚Blindensee’ ist von dem Hofgut Blindenhof abgeleitet, zu dem das Naturschutzgebiet noch immer gehört. Das hier befindliche Wohnhaus des Hofs wurde bereits 1908 abgebrochene und an Stelle eines abgebrannten Gebäudes in Schonach neu errichtet. Der Namen des Hofes wurde von seinem sechsten Besitzer, dem erblindeten Bauern Gabriel Kern (1690-1771) abgeleitet.

Der stille Moorsee ist über Bohlenwege erreichbar. Doch leider ist die einstige Stimmung des wunderschönen Sees durch die in den vergangenen Jahren in allernächster Nähe installierten Windräder negativ beeinflusst. Man kann in diesem Fall durchaus von einer unverantwortlichen eklatanten optischen Umweltverschmutzung sprechen.

Klaus Kramer