Die Sage von der Sibylle von der Teck

Tief unten im Sibyllenloch am Fuß des Teckfelsens hauste Sibylle. Sie war eine schöne und weise
Frau, die den Menschen im Tal viel Gutes tat. Keiner, der in Not war stieg vergeblich den steilen
Weg zu ihrem unterirdischen Schloss hinauf.

Die drei Söhne der Sibylle waren aber von anderem Schlag. Unhold, Raufbold und Saufbold waren üble
Burschen, die es nicht lange bei ihrer Mutter aushielten und so bauten sie ihre eigenen Burgen. Der
erste baute seine Burg auf dem Rauber, der Zweite auf dem Wielandstein und der dritte baute die
Diepoldsburg. Von diesen Felsnestern aus plagten sie die Bauern und plünderten die Kaufleute und
ihre Wagenzüge aus.

Aus Kummer über ihre mißratenen Söhne beschloss Sibylle ihr unterirdisches Schloss und das Land zu
verlassen. Auf einem goldenen Wagen, der von zwei riesigen Katzen gezogen wurde, fuhr sie eines
Abends talabwärts durch die Lüfte und wurde nie wieder gesehen.

Jedes Jahr, wenn die Ackerfrüchte zu reifen beginnen kann man den Weg verfolgen, den sie genommen
hat. Die Spur ihres Wagens ist deutlich zu sehen. Die Wiesen sind dort grüner, das Korn trägt
größere Ähren und Äpfel, Birnen und Kirschen sind saftiger und süßer. Die Spur ihres Wagens nennt
man heute noch die "Sibyllenspur."

Im Jahr 1982 wurde bei Grabungen des Landesdenkmalamtes entdeckt, dass es sich bei der
"Sibyllenspur" um die Reste des römischen Limes handelt.

Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass zwei parallele Gräben das Tal durchzogen. Im Lauf der
Zeit wurden diese Gräben mit Kalksteinen und fruchtbarer Erde aufgefüllt, so dass dieser Streifen
heute noch ein besseres Wachstum ermöglicht als das umliegende Ackerland.

Quelle: Email-Zusendung von Sandrine, 7. Juli 2003