124. Woher das Dorf Aufkirch seinen Namen hat.
Am Ausgang des kalten Tales, unfern des jetzt noch majestätisch dastehenden Römerturmes zu Helmishofen bei Kaufbeuren liegt an der östlichen Hänge das Dorf Aufkirch, dessen Namen folgenden Ursprungs sein soll.
Die Bewohner wollten die Kirche, die in der Niederung manche Wassergefahr zu bestehen hatte, an einen passenderen Ort verlegen, wo sie geschützt wäre. Sie machten sich also - starke Leute, wie sie waren - daran die Kirche zu verschieben. Derweil sie an der Arbeit waren, brannte heftig die Mittagsonne. Einer mußte von Zeit zu Zeit hinter die Mauer gehen und nachsehen, ob die Kirche noch keinen Ruck getan. "Jetzt fallt mir was ein," rief plötzlich der Gemeindsvorstand; "mir ist es recht luderisch heiß, ich leg meinen Schoopen hinter die Mauer, da sehen wir gleich, wie weit wir mit Schieben kommen." Gesagt, getan! Dem Vorstand machten's auch die andern nach; jeder wollte an seinem Schoopen sehen, was die Kirche für einen Ruck getan. Jetzt ging es wieder an die Arbeit, und sie spreizten ihre Füße aus und lupften mit ihren Achseln an der Mauer, daß der Schweiß das Bergele herabrann, wobei der Gemeindsvorstand immer zuschrie: "Auf! Kirch!" Auf! Kirch!"
Inzwischen hatte ein Schalk die Schöpen hinter der Kirche weggenommen.
Als der Vorstand nun wieder nachsehen wollte, wie nahe sie schon an den
Schöpen seien, und keinen derselben mehr wahrnahm, lief er eiligst
zu den andern zurück und schrie: "Land gau, land gau! 's isch
scho lang gnue, wir find schon über d' Schöpe naus!" -
Von dieser Begebenheit her heißt das Dorf "Aufkirch" bis
auf den heutigen Tag.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 124, S. 128 - 129.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.