276. Die Schweden in Immenstadt.
Als im Schwedenkrieg die Schweden ins Allgäu kamen, flüchtete in Immenstadt sich alles an die Staig hinauf, in eine Bergschlucht zwischen dem Immenstädter Hörn und dem Steineberg. Hier verschanzte man sich. Es wird eine Kapelle gebaut und Gottesdienst gehalten. Im leeren Städtchen verheeren und plündern die Schweden. Am Alpsee stößt eine Abteilung des Reichsheeres auf sie. Der See ist zugefroren. Die Schweden werden übers Eis geführt. Das Eis bricht, und vierzehn Fähnlein sinken unter. Man nennt die Stelle, wo die Schweden in den See hineingejagt wurden, noch den Schwedenbrunnen. Die eroberten Fähnlein aber sind in der Lorettokirche in Bühl aufbewahrt zum ewigen Andenken.
Auch in Thalkirchdorf sind sie mit all ihrer Habe in die Berge geflüchtet.
Als man alles, was einigen Wert hatte, zusammenpackte, mahnte die Magd
ihre Herrschaft, ja doch den Haushahn nicht mitzunehmen, weil dieser den
Zufluchtsort verraten würde. Seitdem mahnt man jeden, der ein Geheimnis
bewahren soll, mit den Worten: "Nehmet den Gockeler nicht mit!"
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 276,
S. 285.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.