Wie der Löwe ins alte Wappen von Altenbeuern kam

Bevor der Ritter von Althaus bei Altenbeuern dem Kaiser auf den Kreuzzug folgte, zerbrach er beim Abschied vor seiner Burgherrin seinen Ehering. Eine Hälfte gab er seiner Gemahlin, die andere behielt er bei sich. Er beschwor die edle Frau, ihm fünf Jahre die Treue zu halten. Käme er in dieser Zeit nicht zurück oder schicke er ihr nicht seine Hälfte des Ringes, so sei er sicher tot. Dann könne sie an eine neue Vermählung denken.

In fernen Landen kam der Ritter in Gefangenschaft. Dabei verging ein Jahr um das andere. In Gedanken war er immer bei seinen Lieben daheim in Altenbeuern. Es ergab sich keine Möglichkeit, seine Frau zu verständigen. Eine Flucht war gänzlich unmöglich. Er betete täglich um eine glückliche Heimkehr, er schmiedete allerlei Fluchtpläne, er versuchte seine Bewacher zu bestechen, aber das war alles vergebens.

Nun waren die fünf Jahre seit seinem Auszug von Althaus fast um. Da stand eines Tages plötzlich der Teufel vor ihm. Er versprach ihm, ihn umgehend nach Hause zu bringen, wenn er ihm, dem Leibhaftigen, die erste lebende Seele opfern würde, die ihnen daheim am Burgtor entgegenkäme.

Das aber war eine riskante Bedingung. Doch eine innere Stimme drängte den Althauser, auf den Handel einzugehen. Doch wollte er einen jungen Löwen, den er aufgezogen hatte, mitnehmen. Das Tier war in der Gefangenschaft sein einziger Freund geworden und so hingen sie beide sehr aneinander. Dagegen hatte der Gottseibeiuns nichts einzuwenden.

Kaum hatte der Ritter dem Teufel sein Einverständnis gegeben, ging es auch schon mit Sturmgebraus hoch in die Lüfte, und es dauerte gar nicht lange, da standen sie auch schon vor dem Tor der Altenbeurer Burg. Hier stieß der verstörte Löwe ein so fürchterliches Gebrüll aus, daß ein Schwein in seiner Suhle hinterm Burgtor aufschreckte, mit seinen Jungen aus dem Tor rannte und das Weite suchen wollte.

"Das ist das erste lebende Wesen, das uns begegnet! Nimm es und verschwinde !" rief der Ritter dem Teufel zu.

Da fuhr der Böse mit einem Donnerschlag und schrecklichem Gestank verbreitend davon.

Die Burgfrau hatte daheim getreulich ausgeharrt, obwohl sie jetzt nicht mehr an die Rückkehr ihres Gemahls geglaubt hat. Auf den Krach hin, den der Teufel verursacht hatte, eilte sie in den Burghof. Dort fielen sich die Wiedervereinten überglücklich in die Arme. Zwei Tage darauf gab es ein großes Fest der Wiederkehr.

Nun scheint festzustehen, warum das alte Wappen von Altenbeuern einen Löwen zeigt, der aus vollem Halse brüllt. Auch findet sich im Friedhof von Altenbeuern ein Grabstein, auf dem ein Löwe an einer Kette dar gestellt ist.

Quelle: Einmayr Max, Inntaler Sagen, Sagen und Geschichten aus dem Inntal zwischen Kaisergebirge und Wasserburg, Oberaudorf 1988, S. 160