Die verhexten Kühe
In Großweil bei Schlehdorf kriegte ein Bauer auf einmal das Unglück in den Stall. Allzeit hatte er sein Vieh gut gehalten und jetzt gaben ihm die Kühe bloß mehr stinkende Milch. Kein Wunder, daß er da auf den Gedanken kam, jemand müsse es ihm angetan haben. Er verdächtigte seine Schwägerin, die schon lang einen Zorn gegen ihn trug und die man erst vor ein paar Tagen im Stall gesehen hatte. Der Bauer wußte einen, der gegen das Hexen helfen konnte, den Schmied von Kohlgrub. Dem ließ er Botschaft tun, er möchte bei ihm zusprechen. Der Schmied kam auch, hörte sich's an, aber er wollte die Sache gar nicht gern anpacken. Am Ende steckte er einen Holzspan in eine Ritze im Stall und sagte: "Bleib heut Nacht mit deinen Leuten auf. Wenn es recht zugeht im Haus, braucht ihr euch nicht zu fürchten. Morgen kommt die Hex auf den Hof." In der Nacht gab es ein fürchterliches Lärmen, bald war es oben auf dem Dachboden, bald im Keller, nachher wieder auf den Stiegen. Am andern Tag in der Früh erschien die Schwägerin. Sie schimpfte und lästerte auf den Bauern, aber im Stall fehlte von da an nichts mehr. Das war im Jahre 1851.
Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;