Das Wisperl

In Lenggries und Hohenburg kennt man das Wisperl, einen seltsamen Geist, der nur an heiligen Zeiten wie auf Allerseelen sich hören läßt und dann auf dem Weg zwischen den beiden Orten wie eine Grille zirpt, bald näher, bald wieder weiter weg. Oft einer hört es, aber ein anderer, der mit ihm geht, nicht. Andere sagen: Bei der Kirche z' Lenggries hört man abends zwischen 9 und 10 Uhr das "Wischperl"; man heißt's auch das "alte Spiel-Mandl". Das geht mit einem mit, lange Zeit, bis zum Wiesenwirt; dann bleibt's hinten.

Und wieder andere erzählen es so: Wenn man um Allerseelen von der Kirche über den Gottesacker heimgeht, hört man das "Wischperl". Es tut wie "bst, bst". Das sind die armen Seelen, die sich vernehmen lassen. So lange hört man sie, bis man ein Vaterunser betet oder bis man an die nächste Straßenkreuzung kommt.

Quelle: Sagen aus dem Isarwinkel, Willibald Schmidt, Bad Tölz, 1936, 1979;