Der Bauer von Altfeld
Als die Franzosen unser Vaterland mit Krieg heimsuchten, kamen sie auch durch die Grafschaft Wertheim und räuberten und plünderten, soviel sie konnten.
Im Dorfe Altfeld war nun ein Bauersmann, der hatte sich mühsam eine Summe Geld erspart und wollte sie in den nächsten Tagen an den Mann zurückzahlen, dem er das Geld schuldete.
Allein die französischen Soldaten hatten die Münzen entdeckt,
nahmen sie trotz aller Bitten bis auf den letzten Heller und streunten
hohnlachend weiter. Da fiel den Bauern die Verzweiflung an, weil er sich
sagte, dass er so viel Geld nie mehr zusammenbringen könne, und wenn
er sich das Essen vom Mund absparte. In seiner Ratlosigkeit lief er aus
dem Hause und irrte voll trüber Gedanken durch Feld und Wald dahin.
Wie er bei der ehemaligen Neuenburg den Hang hinab stieg, sah er vor sich
mit einem Male eine holde, schöne Frau. Sie trug ein himmelblaues
Kleid und um ihre hohe Gestalt wogte ein feiner, weißer Schleier.
"Weshalb bist du so traurig?" fragte sie den eiligen Wanderer.
Der erzählte nun, was ihn bedrückte. Und die holde Frau sprach
ihm Trost zu mit den Worten: "Kehr um und geh unbesorgt nach Hause;
du wirst das Geld wieder finden, wo du es hingelegt hattest." Der
Bauer ging sogleich heim und siehe, die Münzen lagen wirklich wieder
am alten Platz, und es fehlte davon nicht ein roter Heller.
Quelle: Spessart-Sagen,
Valentin Pfeifer, Aschaffenburg 1948, S. 158f